Thema, Einführung, Überblick
Das 2016 von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürte Wort „postfaktisch“ bringt die Sorge zum Ausdruck, dass gesellschaftliche Diskurse der Gegenwart zunehmend durch unsachliche Beiträge gestört werden. Der unbotmäßig große Raum, der etwa Verschwörungstheorien und realitätsleugnenden Ideologien in öffentlichen Debatten zugestanden wird, scheint dieser Sorge Nachdruck zu verleihen. Doch obgleich sich eine Zunahme schwer bestreiten lässt, ist das zugrundeliegende Phänomen keineswegs neu: Insbesondere die Ähnlichkeit zwischen den Trugschlüssen ‚postfaktischer‘ Störenfriede und dem rhetorischen Repertoire religiöser Fundamentalisten und Fanatiker ist frappierend. Theologie und Philosophie blicken dadurch auf eine lange Tradition der Fundamentalismuskritik zurück, im Zuge derer Argumentationstheorien entwickelt wurden, die auf die diskursive Abwehr des Unsachlichen, des Populistischen, des Fanatischen ausgerichtet sind.
Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um die Wiederholung des gleichnamigen Seminars aus dem Wintersemester 2021/22.
Lehr- bzw. Lernziele
Ziel dieses Seminars soll sein, Regeln und Techniken zu erlernen und zu erproben, die für die Entlarvung und Widerlegung erkenntnisfeindlicher Diskursstörungen geeignet sind. Eine kritische Auseinandersetzung mit derartigen Störungen kann nur gelingen, wenn diesen Verstößen ein klares Bild jener Argumentationsregeln entgegensteht, gegen die verstoßen wird. Somit fungiert das Seminar zugleich als eine Einführung in das Feld der Argumentationstheorie, die bspw. folgende Fragen beantwortet: Was ist ein Argument? Wann gilt eine Begründung als hinreichend? Wie lassen sich Definitionsprobleme von Sachproblemen abgrenzen? Welche Unterschiede bestehen bezüglich des argumentativen Gewichts von Sachverhaltsbehauptungen, Glaubensaussagen, moralischen Forderungen oder Geschmacksurteilen? Welche Rolle spielen die Dispositionen der Diskutierenden für die Überzeugungskraft der vorgetragenen Argumente?
Im Kontrast zu den so entfalteten Regeln guten Diskutierens – im Sinne einer konstruktiven und erkenntnisorientierten Streitkultur – werden prototypische Störungen und Verstöße gegen jene erörtert. Auf Grundlage aktueller Beispiele (sowie einiger zeitloser Beiträge zur Fundamentalismuskritik) lernen die Studierenden, wie Fehlschlüsse, Trugschlüsse und Scheinargumente als solche identifiziert werden können – und welche Frage-, Prüfungs- und Widerlegungstechniken jeweils am besten dazu geeignet sind, derartige Störungen zu entlarven.
Arbeitsweise
Die Veranstaltung ist als Diskussionsseminar konzipiert. Die aktive Beteiligung an den Diskussionen im Seminar ist für den Lernerfolg unabdingbar.
Vorbereitende Lektüre:
Kopperschmidt, J. 2000. Argumentationstheorie zur Einführung. Hamburg: Junius.
Schleichert, H. 2001. Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. Anleitung zum subversiven Denken. Müchen: Beck.
Schopenhauer, A. 1995. Die Kunst, Recht zu behalten. Frankfurt a.M.: Insel.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 16-18 | S1-121 | 07.04.-18.07.2025 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
36-PM3 Religion als gesellschaftliches Phänomen | Seminar 1 | Studieninformation | |
Seminar 2 | Studieninformation | ||
36-PM4 Subjektive Religion | Seminar 1 | Studieninformation | |
Seminar 2 | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
Prüfungsform: Mündliche Prüfung mit Thesenpapier