220077 "Aufbereitete Geschichte" für die Öffentlichkeit? Museen, Historische Orte und Gedenkstätten (Ü) (SoSe 2017)

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Mit dem Grabstein endet alles und fängt alles an. Je nach Geldbeutel der Nachfahren oder der Verstorbenen ist er schlicht bis pompös. Nicht selten richtet er sich im Aussehen nach den Moden der jeweiligen Sepukralkultur. Er markiert eine Gedenkstätte und wird damit zu einem Akteur der Geschichtsvermittlung.

Im Grunde verhält es sich mit Museen, Historischen Orten und Gedenkstätten kaum anders. Wie Grabsteine erinnern auch sie an Verstorbene und deren Leistungen und ganz allgemein an Vergangenes, das irgendjemand als wichtig für unsere derzeitigen Befindlichkeiten eingestuft hat und erinnert wissen möchte. Sie gehören damit zu den wichtigsten Akteuren der Geschichtskultur und -vermittlung, da sie oft massiv in die Öffentlichkeit hineinwirken und mit einem Allgemeingültigkeitsanspruch ausgestattet sind. Wer aber hat diesen mit welchem Recht verliehen?

Wenn wir ein deutsches Museum oder eine Gedenkstätte der jüngeren Zeit aufsuchen, sehen wir vor uns in aller Regel das Ergebnis von demokratischen, oft jahrelangen Diskussionsprozessen, die die ursprünglichen, manchmal fulminanten Ideen zu diesen Einrichtungen nicht selten verwässert haben. Teilaspekte wurden geändert, in ihrer Bedeutung bewusst vergrößert oder verkleinert, oft sogar zur Gänze gestrichen. Ein Streit wurde ausgefochten, nicht unähnlich jenen Auseinandersetzungen unter Verwandten, die sich um die monetären Hinterlassenschaften ihrer verstorbenen Altvorderen balgen. Am Ende hat meist die Politik „gesiegt“ und das Ergebnis ist ein Amalgam aus dem „Klein-Klein“ der alten Bundesrepublik, unbedingten politischen Konsenswillens, dem Sparvorgaben öffentlicher Verwaltungen und dem Versuch, es allen recht machen zu wollen. Geschichte wurde also, nach Anhörung der nicht selten zahllosen Bedenkenträger, im wahrsten Sinne des Wortes für die Öffentlichkeit „aufbereitet“. Wie sind solche Produkte der Geschichtskultur zu beurteilen? Was können sie überhaupt leisten?

Demgegenüber stehen jene Museen, Historischen Orte und Gedenkstätten, die in Deutschland vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind oder zu solchen erklärt und/oder eingerichtet wurden. Wie wirken sie heute auf uns? Müssen sie, da ihnen meist die demokratische Legitimierung fehlt, „korrigiert“ werden? Sollten ihnen erklärende Texte auf wetterbeständigen Tafeln beigestellt werden, die auf das Unerhörte und Skandalöse dieser Tatsache hinweisen? Müssen auch sie also „aufbereitet“ werden, um „richtig“ funktionieren zu können?

Im Seminar sollen gelungene und weniger geglückte Beispiele derart „aufbereiteter Geschichte“ aus der Region, aus Deutschland, aber auch aus den Nachbarländern, in den Blick genommen, auf ihre Tauglichkeit zur Geschichtsvermittlung hin übergeprüft und bewertet werden.

Bibliography

Felix Ackermann/Anna Boroffka/Gregor Lesch (Hg.): Partizipative Erinnerungsräume. Dialogische Wissensbildung in Museen und Ausstellungen, Bielefeld 2013.

Bernhard M. Hoppe: Orte der Erinnerung im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und wissenschaftlichem Anspruch, in: Christian Kühberger u.a. (Hg.): Wahre Geschichte - Geschichte als Ware, Rahden i. Westf. 2007, S. 130-153.

Volkhard Knigge: Gedenkstätten und Museen, in: ders./Norbert Frei (Hg.): Verbrechen erinnern. Die Auseinandersetzung mit Holocaust und Völkermord, München 2002, S. 378-389.

Cornelia Siebert: Im Raum lesen wir die Zeit? Zum komplexen Verhältnis von Geschichte, Ort und Gedächtnis (nicht nur) in KZ-Gedenkstätten, in: Alexandra Klei/Katrin Stoll/Annika Wienert (Hg.): Die Transformation der Lager, Bielefeld 2011, S. 69-97.

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