Es gehört zwar zu den Gemeinplätzen in der Organisationsforschung, dass Organisationen in unsicheren oder ungewissen Umwelten agieren. Was aber hat es mit dieser „Umweltunsicherheit“ auf sich und wie korreliert sie mit Strukturen und Funktionsweisen der Organisation? Das Seminar widmet sich diesem Problem im Blick auf seine organisationstheoretische Reflektion. Wie wird das Verhältnis Organisation, Umwelt und Unsicherheit in verschiedenen Zugriffsweisen der Organisationssoziologie konzeptualisiert? Wie wird Unsicherheit begründet und wie verankern die Ansätze das Unsicherheitsproblem in ihre Beschreibungen der Organisation? Wie viel unsichere Umwelt lassen verschiedene Theorien der Organisation zu und welche Konsequenzen werden daraus für die Organisation und ihre Operationsweise gezogen?
Das Seminar behandelt das Thema in drei größeren Schritten, die theoretische Zugangsweisen unterscheiden und diese anhand jeweils eines spezifischen Organisationsproblems diskutieren. Der erste Teil widmet sich kontingenztheoretischen Zugriffen und bezieht das Problem der Umweltunsicherheit auf Fragen der Grenzziehung und des Grenzmanagements. Im zweiten Teil werden institutionalistische Ansätze behandelt, mit besonderem Blick auf das Problem problemlösender Selbstdarstellungen der Organisation. Im dritten Teil stehen konstruktivistische Herangehensweisen des ‚sensemaking‘ entlang von Problemen organisatorischer Kontrolle und des Lernens im Zentrum.
TeilnehmerInnen, die geringe Vorkenntnisse in der Organisationssoziologie haben, wird dringend empfohlen, einführende Literatur vorab eigenständig zu erarbeiten (siehe Angaben unten) bzw. dieses Seminar zusammen mit einem Grundlagenkurs zur Organisationssoziologie zu belegen (etwa den Lektürekurs zu „Funktionen und Folgen formaler Organisation“ im gleichen Modul).
Erwartet wird die Bereitschaft zu vertiefter Textarbeit und die aktive mündliche Beteiligung an den Seminargesprächen. Referate sind nicht vorgesehen.
Zu Teil I: Duncan, R.B., 1972: Characteristics of Organizational Environments and Perceived Environmental Uncertainty. Administrative Science Quarterly 17: 313-327.
Zu Teil II: Brunsson, N., 2003: Organized Hypocrisy. S. 201-222 in: Czarniawska, B. / Sevón, G. (Hrsg.): The Northern Lights. Organization theory in Scandinavia. Oslo.
Zu Teil III: Weick, K.E., 1977: Enactment Processes in Organizations. S.267-300 in: Staw, B.M. / Salancik, G. (Hrsg,): New Directions in Organizational Behavior. Chicago.
Einführend: Bonazzi, G. (2008): Geschichte des organisatorischen Denkens. Wiesbaden: VS-Verlag, darin insb. Kapitel: II.6/III.3. III.4., III.7
Einführend: Kieser, A (1999ff.): Theorien der Organisation, München: Kohlhammer, darin insb. Kapitel über Situativen Ansatz, Verhaltenswissenschaftliche Entscheidungstheorie, Neo-Institutionalismus.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.2; H.S.3 | scheinfähig | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.3 (DPO02) | Wahl | HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 2.1 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Hausarbeit