Die Idee der Humanität und, daraus folgend, der Humanisierung unserer Gesellschaft hat tief reichende Wurzeln. Sie reichen über die Aufklärung und Renaissance bis zu den Ursprüngen abendländischer Kultur, wo der Mensch und die Ausbildung seiner Menschlichkeit als höchste Werte gesetzt wurden, und waren konstitutiv für die Entwicklung des europäischen Rechts und der Demokratie. Der zivilisatorische Ertrag dieser Geschichte fand seinen Niederschlag auch in unserer Verfassung, in der die Würde des Menschen für unantastbar erklärt wird.
Von Anfang an wurde der Mensch als ein mit anderen zusammenlebendes (oder: als ein in der Gemeinschaft lebendes) Wesen gesehen. Dass aber menschliche Würde und Entfaltung der Individualität durch Bildung auch an bestimmte soziale Voraussetzungen gebunden sind, war eine Erkenntnis, die sich erst in neuerer Zeit, zumal durch das Aufkommen der Arbeiterbewegung, gesellschaftlich durchgesetzt hat. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hatten die älteren Humanisten kaum Verständnis für die ¿soziale Frage¿. Aber hat uns der ¿historische Humanismus¿ damit auch nichts mehr zu sagen?
Die Aktualität dieser Frage zeigt sich in der Kontroverse um Bildung oder Ausbildung, und neuerdings auch im Hochschulbereich, wo statt des auf Bildung bezogenen Prinzips der ¿Einheit von Forschung und Lehre¿ zunehmend die ¿Einheit von Forschung und Wirtschaft¿ Struktur bildend wirkt.
Die Frage, wie menschlich unsere Gesellschaft in Zukunft sein wird, reicht indes weit über die Möglichkeiten von Bildung und Bildungspolitik, die im Zentrum einer Veranstaltung mit dem Rektor der Universität stehen wird, hinaus. Sie ist auf einen philosophisch-politischen Begriff von Humanität bezogen, der alle Grundwerte und Grundrechte einschließt, die eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft ausmachen: Recht auf Bildung und Arbeit, Toleranz, Solidarität, Gleichheit und Gleichberechtigung, Frieden, Demokratie bis hin zur Demokratisierung der Wirtschaft und Humanisierung der Arbeit. Das Humanitätsproblem unserer Zeit ist, dass die gesellschaftliche Entwicklung hinter unseren Humanitäts-vorstellungen zurückgeblieben ist und teilweise weiter dahinter zurückfällt.
Diesem Problem stellt sich das Forum Offene Wissenschaft im Sommersemester mit dem Thema: Humanität und humanitäre Gesellschaft ¿ wie menschlich ist die Zukunft? Thematisiert werden Auseinandersetzungen mit dem Humanitätsideal in Bildung, Kunst und Literatur und die Humanisierung von Lebensformen und Arbeit, aber auch Fragen nach einem humanen Sterben, nach ethischen Problemen der Humangenetik, nach humanem Umgang mit Flüchtlingen und Straftätern. Den Eröffnungsvortrag hält der Historiker Prof. Hans-Ulrich Wehler zum Thema: Die Idee der Humanität in Geschichte und Gegenwart.
Die Veranstaltungen beginnen am 7. April. Sie sind wie immer öffentlich und finden jeweils montags von 18.15 bis 19.45 im Hörsaal 12 der Universität statt. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen zum Forum gibt es im Internet unter: www.uni-bielefeld.de/forum
Die Veranstaltungen des Forum Offene Wissenschaft sind für alle Interessierten, insbesondere auch für HörerInnen aller Fakultäten offen. Studierenden bieten sie die Möglichkeit, einen Themenschwerpunkt aus der Sicht verschiedener Fachrichtungen zu betrachten und zu diskutieren. Für regelmäßige Anwesenheit, Beteiligung an der Diskussion und Ablieferung eines ausführlichen Protokolls mindestens.einer Veranstaltung können 2 LP erworben werden (anrechenbar als individuelle Zusatzleistung)
Informationen zur Belegung und Leistungserbringung sind im Büro U7- 234 erhältlich.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mo | 18-20 | H12 | 07.04.-18.07.2008
nicht am: 12.05.08 |
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