In jüngster Zeiten haben sowohl öffentliche als auch fachwissenschaftliche Kontroversen zur Geschichte der DDR und zum Charakter ihres politischen Systems spürbar nachgelassen. Das wohl letzte in diesem Zusammenhang bemerkenswerte Wortgefecht fand im Sommer 2019 statt, rund um den 30. Jahrestag des Mauerfalls. Nicht zum ersten Mal stand zur Diskussion, inwieweit die sogenannte Friedliche Revolution von 1989 das Ergebnis einer oppositionellen oder einer (mehrheits-)gesellschaftlichen Um-sturzbewegung gewesen ist. Zugleich hat in der historischen DDR-Forschung in den letzten Jahren eine nachhaltige Weitung, Differenzierung und Transnationalisierung der Themen- und Fragestellungen, Methoden und Ansätze stattgefunden, was die oft kritisierte Vernischung, Hyperspezialisierung und Überforschungsvorwürfe nachdrücklich zu widerlegen scheint.
Das Seminar führt die Studierenden nicht nur in die Grundzüge der DDR-Geschichte ein, sondern zu-gleich auch in die Grundprobleme ihrer Erforschung, Darstellung und öffentlichen Verhandlung seit dem Ende des SED-Staates. Es handelt sich bei dieser Veranstaltung um ein Leseseminar im engeren Sinne, der Titel könnte auch heißen „Gesellschaftsgeschichte schreiben und lesen“: Die Studierenden sind eingeladen, in zweiwöchentlichen Intervallen einige der einflussreichsten und umstrittensten Monografien zur Geschichte der DDR(-Gesellschaft) zu lesen und gemeinsam zu diskutieren. Sie werden so nicht nur einen fundierten Überblick zur Geschichte des „zweiten deutschen Staates“ in vielen seiner Facetten und (inner-deutschen wie transnationalen) Verflechtungen erhalten, sondern auch die maßgeblichen historiografi-schen Arbeiten und Kontroversen, die den fach- wie populärwissenschaftlichen Blick auf die DDR geprägt haben und bis heute prägen. Nicht zuletzt gewinnen sie darüber auch Einblicke in die Theorie und Praxis einer Gesellschaftsgeschichtsschreibung, die nach wie vor – weit über die DDR als historisches Sujet hinaus – vor der Herausforderung steht, sozial-, kultur- und politikgeschichtliche Perspektiven auf (vergangene) Gesellschaften sinnvoll und erkenntnisfördernd miteinander zu verbinden.
Aufgrund dieser Anlage verschiebt sich der Workload des Seminars in Bezug auf die Anteile zwischen Selbststudium und Kontaktzeit entsprechend: Wir treffen uns vierzehntägig, damit extra Zeit zum Lesen zur Verfügung steht.
Jürgen Kocka (Hrsg.), Die DDR als Geschichte: Fragen, Hypothesen, Perspektiven (1994)
Rainer Eppelmann (Hrsg.), Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung (2003)
Martin Sabrow et al. (Hrsg.), Wohin treibt die DDR-Erinnerung?: Dokumentation einer Debatte (2007)
Paul Nolte et al. (Hrsg.), Perspektiven der Gesellschaftsgeschichte (2000)
Stephan Ehrig et al. (Hrsg.), The GDR today: new interdisciplinary approaches to East German history, memory and culture (2018)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Historiographie | Studieninformation | |
25-FS-EM Einführungsmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | ||
25-FS-GM Grundlagenmodul | E2: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation | |
E3: Einführende Veranstaltung aus den Fakultäten | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: