Nach einem Ausspruch von Barney Glaser, einem Mitbegründer der Grounded Theory,
können grundsätzlich alle Bereiche der Wirklichkeit als Daten für eine qualitative Forschung
genutzt werden - all is data.
Qualitative Forschung würde sich demnach dadurch auszeichnen, dass sie nicht mit speziellen
Gegenständen befasst ist (z.B. nur mit Interaktionen). Sondern alles, was erfahrbar ist, kann
potenziell auch zu einem Gegenstand qualitativer Forschung gemacht werden. Entscheidend
ist dann der Eigensinn der jeweiligen Daten, die Art der Gewinnung und Aufbereitung von Daten,
die Verortung in soziologischen Perspektiven und die Anpassung an spezifische Anforderungen von Daten.
Diesen Gedanken greifen wir in der Vorlesung auf und gehen der Frage nach, was damit eigentlich
genau gemeint ist. Was zeichnet Daten aus? Woraus bestehen Daten? Durch welche Kontextbezüge
sind Daten charakterisiert? Wie aktualisiert sich in einem Fall Typisches und Einzigartiges? Welche
Varianten von Fällen gibt es?
Im Unterschied zu quantifizierenden Methoden werden Daten mit qualitativen Methoden nicht über
Messungen und Zahlenwerte erfasst. Gefragt wird nicht, was die beste Methode für verschiedene
Daten ist, sondern welche Methode den jeweiligen Eigensinn von Daten am ehesten gerecht werden kann.
Die Veranstaltung knüpft an die Vorlesung Qualitative Methoden I an und greift die dort eingeführten
Begriffe wieder auf. Die Vorlesung vertieft methodologischen Grundlagen und methodischen Verfahren
verschiedener qualitativer Methoden. Im zweiten Teil der Einführungsreihe soll durch praktische
Übungen ein Einblick in verschiedene Forschungsmethoden gegeben werden.
Die Vorlesung orientiert sich an der nicht-linearen Organisation qualitativer Forschungsprozesse.
Methode, Forschungsfrage und Daten werden stetig aufeinander abgestimmt. Die Vorlesung ist
daher unterteilt in 6 Abschnitte (Module), die zyklisch wiederholt und aufeinander bezogen werden:
Jede Woche ist einem Abschnitt gewidmet. Nach dem 6. Abschnitt beginnen wir wieder mit Abschnitt (1)
- dieses Mal jedoch mit Vorwissen, mehr Praxiserfahrung und eigenen Forschungsinteressen. Die
Teilnehmer*innen können entlang von Vorschlägen oder eigenen Interessen Fragestellungen entwickeln,
Daten gewinnen und analysieren (Kleinprojekte).
Während der Vorlesungszeit durchlaufen alle Teilnehmer*innen 2 Zyklen. Darüber hinaus besteht
nach der Vorlesungszeit die Möglichkeit in 1-2 weiteren selbst gestalteten Zyklen, die eigenen
Forschungsarbeiten freiwillig zu vertiefen, zu präsentieren und Feedback zu erhalten.
Studierende erstellen so während des Semesters ein Portfolio, das eine Auswahl der erbrachten
Leistungen enthält (Darstellung und Skizze des eigenen Kleinprojekts, Beobachtungsprotokoll,
Interviewtranskript, Interaktionstranskript, Reflexion). Dieses Portfolio wird dann bewertet und
zählt als Prüfungsleistung.
Der wöchentliche Rhythmus der Veranstaltung sieht vor, dass es einen Input mit Aufgaben
geben wird, der individuell oder in Gruppen bearbeitet werden kann (von Donnerstag bis
Donnerstag). Die Aufgabenbearbeitung wird dann in der Vorlesungssitzung (montags) besprochen.
In den Tutorien zur Vorlesung (donnerstags) geht es danach um die praktische Übung mit
Datenmaterial und dabei zugleich um Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener
Analyseformen. Am Ende eines Tutoriums kann der aktuelle Teil des Portfolios dann eingereicht
werden für ein Feedback. Anschließend können die Teilnehmer*innen mit dem nächsten Input beginnen usw.
Die wöchentliche Arbeitszeit wird mit 4 Std. angesetzt, die sich idealerweise wie folgt
auf die Woche verteilen:
______________________________
Dieser wöchentliche Rhythmus ist nicht verpflichtend und kann der individuellen
Planung angepasst werden. Empfohlen wird jedoch, den eigenen Arbeitsrhythmus
daran zu orientieren.
Das Portfolio kann bis zum Ende des Wintersemesters bearbeitet werden.
Deadline für die Abgabe der Prüfungsleistung ist der 31.03.2022 um 24 Uhr.
Die Abgabe erfolgt über den Abgabeordner im normalen Lernraum (nicht LernraumPlus!!)
oder analog über ein Postfach.
Die Vorlesung und die Tutorien finden ausschließlich Online statt.
Der erfolgreiche Abschluss von Modul 30-M2: Methoden der empirischen Sozialforschung (Grundlagen) ist notwendige Voraussetzung zur Teilnahme der Veranstaltung!!!
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
---|---|---|---|---|---|
weekly | Mo | 10-12 | ONLINE | 11.10.2021-31.01.2022 |
Module | Course | Requirements | |
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30-M5 Vertiefung Methoden I | Einführung in die qualitativen Methoden II | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.