Der Historiker soll vergangene Zeiten "verstehen"; aber was heißt das? Diese Veranstaltung gründet sich auf die Prämisse, dass man zum Verständnis der Französischen Revolution nicht nur die Menschenrechtserklärung, sondern auch die Marseillaise kennen muß; zum Verständnis der deutschen Freiheitskriege nicht nur Fichtes Reden an die deutsche Nation, sondern auch Ernst Moritz Arndts Lied: "Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte"; zum Verständnis des Vormärz nicht nur Gervinustexte, sondern auch das Volkslied "Die Gedanken sind frei"; zum Verständnis des Sozialismus nicht nur Karl Marx, sondern auch "Brüder, zur Freiheit, zur Sonne"; zum Verständnis der ravensbergischen Erweckungsbewegung nicht nur Volkening-Predigten, sondern auch Marie Schmalenbachs "Brich herein, süßer Schein sel'ger Ewigkeit", und - last but not least - zum Verständnis der 1968er Zeit nicht nur Dutschke-Texte, sondern auch Sound von Deep Purple - wobei Deep Purple kein bloßes Korrelat von Rudi Dutschke ist! (Und wie steht es mit dem Verständnis unserer heutigen Zeit? Folk-Rock und Öko-Songs?)
Lebensgefühl, Emotionen und Imaginationen früherer Zeiten und Bewegungen erschließen sich nicht selten mindestens so intim über Lieder und "Sound" wie über Programmschriften und Philosophien. Allerdings ist es nicht immer leicht, mit unseren heutigen Ohren frühere Musik so zu hören, wie sie damals gehört wurde; und es ist auch nicht leicht, das intuitive Verständnis, das man über die Musik zu gewinnen glaubt, auf den Begriff zu bringen und zu diskutieren. Daher hat sich die Geschichtswissenschaft mit der Einbeziehung der musikalischen Seite der Geschichte bislang äußerst schwer getan. Wir haben einen "pictorial turn" der Geschichtswissenschaft, jedoch keinen "musical turn". Aber wer weiß, vielleicht kommt er noch - versuchen wir, da ein wenig Pionierarbeit zu leisten! Wir wollen nicht nur über die Texte, sondern auch über die Melodien der Lieder reden, und wir wollen nicht nur reden, sondern auch singen.
Dietmar Klenke: Der singende "deutsche Mann". Gesangvereine und deutsches Nationalbewußtsein von Napoleon bis Hitler, Münster 1998. Ders.: Nationale oder proletarische Solidargemeinschaft? Geschichte der deutschen Arbeitersänger, Heidelberg 1995.Walter Moßmann/Peter Schleuning: Alte und neue politische Lieder: Entstehung und Gebrauch, Texte und Noten, Reinbek 1978. Inge Lammel: Das Arbeiterlied, Frankfurt/M. 1973. Karl Riha: Moritat, Bänkelsang, Protestballade. Zur Geschichte des engagierten Liedes in Deutschland, Frankfurt/M. 1975. Jürgen Frey (Hg.): Das haben wir draus gelernt. Neue politische Musik zum Leben und Überleben, Reinbek 1979. Florian Steinbiß: Deutsch-Folk: Auf der Suche nach der verlorenen Tradition, Frankfurt/M. 1984.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.10 | Wahlpflicht | - | 4 | scheinfähig |
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | - | 3.2.10 | Wahlpflicht | - | 4 | scheinfähig |
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