Wer sich näher mit dem Zusammenhang von sozialer Herkunft und Schulerfolg beschäftigt, kommt am Werk des französischen Soziologen Pierre Bourdieu kaum vorbei. Gleichwohl wird eine intensivere Auseinandersetzung mit dem „Störenfried“ Pierre Bourdieu, wie Liebau (2006) ihn einmal nannte, in der Erziehungswissenschaft bisweilen skeptisch beäugt. Zum einen gerät Bourdieus entromantisierender Blick auf Bildung zum Stein des Anstoßes. Für Bourdieu dient Bildung nicht der Kontemplation, der individuellen Selbst- und Welterkenntnis, sondern der Distinktion und Vorteilsnahme im Konkurrenzkampf um Macht, Status und knappe Güter. Zum anderen wird Bourdieu gerade in der empirischen Bildungsforschung nur selektiv rezipiert oder wieder verworfen, womöglich aus dem Unwillen heraus, eine gesellschaftskritische Perspektive auf Bildungsprozesse in Familie und Schule sowie die bürgerliche Leistungsideologie einzunehmen (Kramer, 2011). Und schließlich lehnen Teile der neueren kritischen Pädagogik Bourdieu u. a. wegen seines mutmaßlichen Determinismus zugunsten diskurs- und subjekttheoretischer Zugänge ab. Trotz aller Skepsis lässt sich die Relevanz von Bourdieus theoretischen Überlegungen und empirischen Arbeiten zur Klassenstruktur der Gesellschaft, zu kulturellem Kapital und Habitus für erziehungswissenschaftliche Fragestellungen kaum leugnen und die breite Rezeption seiner Schriften in beinahe allen Disziplinen der Geistes- und Sozialwissenschaften fordert nachhaltig zur Lektüre auf (z. B. Rieger-Ladich & Grabau, 2017). Im Seminar widmen wir uns dieser Lektüre und lesen sowohl Schlüsseltexte Bourdieus als auch Sekundärliteratur, um vergangene und aktuelle Debatten und Studien zu u. a. kulturellem Kapital und Habitus in erziehungswissenschaftlicher Bildungsforschung, Kindheits- und Sozialisationsforschung und Bildungssoziologie nachzuzeichnen. Ziel des Seminars ist es, Bourdieus Werk in seiner erziehungswissenschaftlichen Relevanz kennenzulernen und mithilfe seiner Konzepte (u. a. Habitus, Kapital, Feld, Lebensstil, Klasse) Bildungsungleichheit, Privilegierung und soziale Benachteiligung in Bildungskontexten in ihren Ursachen und Mechanismen zu beschreiben, besser zu verstehen und kritisch zu reflektieren.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/studiendekanat/studienorganisation/platzvergabe/
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-BE2 Erziehungswissenschaftliche Forschung in Theorie und Empirie | E1: Theorien der Erziehungswissenschaft (Bildungs-, Erziehungs-, Sozialisations- und Gesellschaftstheorien) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-BE2_ver1 Erziehungswissenschaftliche Forschung in Theorie und Empirie | E1: Theorien der Erziehungswissenschaft (Bildungs-, Erziehungs-, Sozialisations- und Gesellschaftstheorien) | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-BiWi14_b Fachliches Grundlagenmodul (GymGe) | E2: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Inklusion | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-BiWi2 Fachliches Grundlagenmodul | E2: Bildung, Erziehung, Sozialisation, Inklusion | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
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