360053 Martin Luther als "Bibelprofessor": Exeget, Übersetzer, Prediger, Theologe (S) (WiSe 2013/2014)

Inhalt, Kommentar

Martin Luther war gerade ein knappes Jahrzehnt Professor für die Auslegung der Bibel in Wittenberg, kurz: „Bibelprofessor“, als er auf der Wartburg in wenigen Wochen das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Im Spätsommer 1522 erschien es als das so genannte „Septembertestament“, ein Vierteljahr später folgte die erste Revision (Überarbeitung) dieses Textes als „Dezembertestament“. Damit war nicht nur der Grundstein für ein bis heute unerreichtes Fundament und Monument deutscher Sprache gelegt, sondern ein Prozess in Gang gebracht, dem sich nach vielen weiteren Bearbeitungsstufen durch Luther und seinen Mitarbeiterstab 1545 in Wittenberg die „Biblia: das ist: Die gantze Heilige Schrifft: Deudsch“ verdankte. Luther wollte den Bibellesern eine „völlige deutsche klare Rede“ bieten.
In seiner Schrift „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) teilt er Richtlinien für das Übersetzen und Übertragen ins Deutsche mit. Diese Schrift soll im Seminar gelesen und diskutiert werden. Auch der Prediger Luther hat diesen Prozess des „Dolmetschens“ zeitlebens als Herausforderung angenommen, um der Gemeinde das Verstehen der biblischen Botschaft immer näher zu bringen und besser zu ermöglichen.
Bibelübersetzung ist stets mit exegetischer Arbeit am (Ur)Text und mit theologischer Verarbeitung des in den (Ur)Texten Gesagten unmittelbar verbunden. Daher wird auch die theologische Grundposition Luthers erarbeitet werden, wie er sie in der Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ (1520) als eine Zusammenfassung seiner reformatorischen Theologie bis 1520 mitteilt. Die Lektüre dieser Schrift wird eine weitere Aufgabe dieses Seminars bilden.
Es soll deutlich werden, wie der ganze Weg des Bibelprofessors Martin Luther als Exeget und Theologe, als Übersetzer und Prediger als ein zusammenhängender geistlicher und theologischer Prozess und insofern als ein unmittelbar zusammengehörender Weg des Verstehens und Weitergebens der Botschaft des Evangeliums zu sehen und zu beschreiben ist. Damit ergeben sich Fragen – und hoffentlich auch Antworten – hinsichtlich der uns heute beschäftigenden theologischen Arbeit des Verstehens und Vermittelns biblischer Inhalte als der Grundlage christlichen Glaubens und christlichen Lebens.
Die Aktualität der Thematik ergibt sich einerseits aus der zur Zeit in der Lutherdekade auf das Reformationsjubiläum 2017 hin laufenden erneuten Revisionsarbeit an der Lutherbibel, aber auch aus dem punktuellen Vergleich z. B. mit der katholischen Einheitsübersetzung, der reformierten Zürcher Bibel (rev. 2007) sowie mit der Bibel in gerechter Sprache (2006) oder der Basisbibel – Das Neue Testament (2010).
Der Arbeit im Seminar liegen die unten angegeben Texte zugrunde (Reclams UB 18947). Weitere Texte werden im Laufe des Seminars ausgegeben und interpretiert. – Didaktische Gesichtspunkte sollen bei der Behandlung der Texte berücksichtigt werden.
Regelmäßige Teilnahme und Beteiligung am Seminargeschehen ist die Voraussetzung für ein Gelingen des Seminars. – Dazu gehört neben dem üblichen Lesepensum und ggf. schriftlichen Vorbereitungen die Bereitschaft zur Abfassung eines Protokolls, eines Referats (mit einer Tischvorlage) oder einer Hausarbeit.

Texte:
• Lutherbibel 1984 oder anderen Revisionen des 20. Jahrhunderts, besonders 1912. –
• Zur Anschaffung dringend empfohlen: Luther, Martin: An den christlichen Adel deutscher Nation. Von der Freiheit eines Christenmenschen. Sendbrief vom Dolmetschen. Hg. v. Kähler, Ernst. Nachw. v. Schilling, Johannes. (Reclams Universalbibliothek 18947) Stuttgart 2012 (ISBN: 978-3-15-018947-4, € 4,60).

Forts. Literatur:
Stolt, Birgit: Martin Luthers Rhetorik des Herzens. UTB 2141. Tübingen 2000.
Stolt, Birgit: Luthersprache. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hg. v. G. Ueding, Bd. V, Tübingen 2001, S. 678-690 (zum „Sendbuch vom Dolmetschen“ 680f.).
Schmidt; J.: Luthers deutsche Bibel. In. Die deutsche Literatur. Ein Abriß in Text und Darstellung. Hg. v. O.F. Best und H.-J. Schmidt. Bd. III: Renaissance, Humanismus, Reformation. Hg. v. J. Schmidt, Stuttgart 1976, bibliogr. ergänzte Ausg. 1983 (Universal-Bibliothek 9609).
Schwarz, Reinhard: Luther. KIG Bd. 3, Lieferung 1. Göttingen 1986.
zur Mühlen, Karl-Heinz (Hg.) Freiheit und Lebensgestaltung. Ausgewählte Texte. Im Auftrag der Luther-Gesellschaft hg. u. teilweise neu übersetzt von K.-H- zur Mühlen. Göttingen 1983.
zur Mühlen, Karl-Heinz: Reformatorisches Profil. Studien zum Weg Martin Luthers und der Reformation, hg. v. Johannes Brosseder und Athina Lexutt. Göttingen 1995.
zur Mühlen, Karl-Heinz: Reformation und Gegenreformation (Zugänge zur Kirchengeschichte, Bd. 6, Teil I und II) Göttingen 1999.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Wünschenswerte Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Seminar ist eine allgemeine Kenntnis der Lebensgeschichte Martin Luthers im Rahmen der Reformationsgeschichte.

Literaturangaben

Beutel, Albrecht: In dem Anfang war das Wort. Studien zu Luthers Sprachverständnis. Tübingen 1991(HUTh 27).
Beutel, Albrecht: Martin Luther, München 1991 (Beck‘sche Reihe 621).
Beutel, Albrecht (Hg.): Luther Handbuch. Tübingen 2005.
Beutel, Albrecht: Sprache. In: Luther Handbuch, S. 249-256.
Beutel, Albrecht: Wort Gottes. In: Luther Handbuch, S. 362-372.
Beutel, Albrecht: Theologie als Schriftauslegung. In: Luther Handbuch, S. 444-449.
Blanke, Heinz: Bibelübersetzung. In: Luther Handbuch, S. 258-265.
Brecht, Martin: Martin Luther. 3 Bde. Stuttgart 1981-1987.
Günther, Hartmut: Die Kraft des Wortes ins Deutsche bringen. Zum Verständnis der Bibelübersetzung Martin Luthers. Oberursel (Taunus): Pharma-Druck OHG 1985 (Oberurseler Hefte. Studien und Beiträge für Theologie und Gemeinde. Heft 23).
Hamm, Berndt,Welker, Michael: Die Reformation – Potentiale der Freiheit. Tübingen 2008.
Jüngel, Eberhard: Zur Freiheit eines Christenmenschen. Eine Erinnerung an Luthers Schrift. München 1978 (Kaiser Traktate 30).
Kaufmann, Thomas: Geschichte der Reformation. Frankfurt a. M. und Leipzig 2009.
Kaufmann, Thomas: Martin Luther. München 2006 (C.H.Beck–Wissen in der Beckschen Reihe).
Lohse, Bernhard: Luthers Theologie in ihrer historischen Entwicklung und in ihrem systematischen Zusammenhang. Göttingen 1995.
Luther D. Martin: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg 1545. Letzte zu Luthers Lebzeiten erschienene Ausgabe. Hg. v. Hans Volz unter Mitarbeit von Heinz Blanke. Testredaktion von Friedrich Kur. 2 Bde. Darmstadt (1972) ²1973 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft).
Oberman, Heiko Augustinus: Luther. Mensch zwischen Gott und Teufel. Berlin 1981.

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36-PM1 Christentum evangelischer Prägung Seminar 1 Studieninformation
Seminar 2 Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Evangelische Theologie / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach KG Ic; KG II/1a; KG II/1b; KG II/2a; KG II/2b   3  
Evangelische Theologie / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) KG Ic; KG II/2a; KG II/2b   3  
Studieren ab 50    

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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 25. September 2013 
Letzte Änderung Räume:
Freitag, 28. Februar 2014 
Art(en) / SWS
Seminar (S) /
Einrichtung
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie / Abteilung Theologie und Diakoniewissenschaft
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