Schrift ist nicht einfach nur fixierte mündliche Sprache. Die Schrift- und Schriftbildlichkeitsforschung weist beharrlich daraufhin, dass sich diese Auffassung einem reduktiven Schriftkonzept verdankt und Schrift als Zeichen, Figur und Linie eigenen Gesetzen und Dynamiken folgt. Gesetze allerdings, die sie - das ist der Gegenstand des Seminars - auch vielfach torpediert. So probt sie den Aufstand, indem sie etwa durch literarisch-lexikalische Schreibweisen den Konventionen von Linearität und Sukzession widerspricht oder aber mit optischen Markern wie fehlenden Satzzeichen oder konsequenter Kleinschreibung den Fluss stört und Orientierungen abweist.
Im Seminar werden quer durch Epochen und Gattungen absonderliche Schreibweisen, die Teilhabe der Typographie, das Fehlen von Satzzeichen und der Umgang mit dem Buch-Raum exemplarisch untersucht und historisch begreifbar gemacht. Begleitet wird die Analyse unterschiedlicher, in jedem Fall ungewöhnlicher und befremdender Texturen durch die Lektüre von Positionen zur Theorie der Schriftbildlichkeit, die ihre Impulse aus teils älteren Konzepten wie der Materialität des Buchstäblichen bezieht.
Voraussetzung zur Teilnahme ist ein starkes Interesse an Schrift-Bild-Phänomenen und die Bereitschaft, ein eigenes Beispiel zu Semesterbeginn mitzubringen.
Zur Einführung empfohlen:
Sybille Krämer: „Schriftbildlichkeit“ oder: Über eine (fast) vergessene Dimension der Schrift, in: Bild – Schrift – Zahl (Reihe Kulturtechnik), hg. v. S. Krämer und H. Bredekamp, 2003, München: Fink, 157-176.
Schrift. Kulturtechnik zwischen Auge, Hand und Maschine (Reihe Kulturtechnik), hg. v. G. Grube, W. Kogge und S. Krämer, 2005, München: Fink, 23-61.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.