Dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht geschlechtsneutral sind und Geschlechter- und Naturverhältnisse eng zusammenhängen, ist mittlerweile weitgehend unstrittig. Insbesondere in den Ländern des globalen Südens wird die größere Verwundbarkeit von Frauen oft in Zusammenhang mit ihrer Rolle als Familien- und Haushaltsversorgerin gebracht. Demnach sind sie primär für Wasserholen, Nahrungsmittelbeschaffung oder Kinderversorgung zuständig, alles Tätigkeiten die im Zuge der Klimakrise immer beschwerlicher und prekärer werden. Zudem machen bereits heute Frauen ca. 80% aller Klimaflüchtlinge aus.
Die Ursachen der Klimakatastrophe sowie der besonderen Vulnerabilität von Frauen, BIPOC und armen Menschen liegen in der kolonialen Vergangenheit, in den globalen Ausbeutungsstrukturen und in den postkolonialen Diskriminierungsformen. Die Klimakrise ist daher weit mehr als eine Umweltkrise. Sie ist eine globale Gerechtigkeitskrise und eine Krise der gesamten planetarischen Ökologie.
Die kritische Diskussion gesellschaftlicher Natur- und Geschlechterverhältnis hat eine lange Tradition. Vor allem in der 90er Jahren des 20sten Jahrhunderts entwickelten sich verschiedene Strömungen eines Ökofeminismus, die ökologische Fragen mit feministischen Analysen verbanden. Während Ansätze eines kulturellen Ökofeminismus eine generelle Naturnähe von Frauen annahmen und damit zum Essentialismus neigten, schenkte der soziale Ökofeminismus der Analogie von Naturausbeutung und patriarchaler Geschlechterunterdrückung sowie dem gesellschaftlich bedingten Verhältnis von Natur und Frauen besondere Aufmerksamkeit.
Heute wird verstärkt die materielle Verfasstheit und die Eigenständigkeit der Natur betont, die sich gegen grenzenlose menschliche Kontroll- und Beherrschungsbestrebungen ebenso sperrt wie gegen poststrukturalistische Versuche, Natur primär zu dekonstruieren und sie als bloßen Diskurseffekt zu betrachten. Ein Klimafeminismus, der die planetarische Krise ernst nimmt und bestrebt ist, das gesellschaftliche Naturverhältnis grundlegend zu überdenken, hätte nicht nur die Rechte der Menschen zu stärken, sondern auch die Rechte der Natur und die der nicht-menschlichen Lebensformen.
Ziel des Seminars ist es den engen Zusammenhang von Kolonialismus, Kapitalismus, Patriarchat und Klimakrise herauszuarbeiten und zu diskutieren wie heute ein Klimafeminismus aussehen kann, der die planetarische Krise als Ausdruck intersektionaler Macht- und Herrschaftsverhältnisse analysiert.
Inhalte des Seminars:
- Geschichte, Entwicklungen und Strömungen feministischer politischer Ökologie
- Kritik gesellschaftlicher Naturverhältnisse und des westlichen Entwicklungs-, Emanzipations- und Fortschrittsmodells
- Der patriarchal-kolonial-kapitalistische Herrschaftszusammenhang der Klimakrise
- Klimafeminismus, planetarischer Feminismus oder feministische Klimagerechtigkeit?
- Klimarassismus, ökologischer Klassenkampf, Vulnerabilität der Care-Arbeit: Intersektionale Auswirkungen der Klimakrise
- Tradiertes Wissen und Können indigener Frauen als Mittel gegen die Klimakrise
- Perspektiven des New Material Feminism und der sozialen Ökologie
- Die Rechte der Natur und die der nicht-menschlichen Lebensformen
- Theorie und Praxis einer sozial-ökologisch-feministischen Transformation
- Das weiße Anthropozän und epistemische Gerechtigkeit
- Die Genderdimensionen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Literatur wird im Seminar bekannt gegeben.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M26 Fachmodul Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse | Einführung (Seminar 1) | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefung (Seminar 2) | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: