„Wir haben fürwahr einen großen Beweis von Geduld gegeben, und wie die alte Zeit gesehen, was das Äußerste an Freiheit ist, so wir, was an Knechtschaft. Man nahm uns ja durch Untersuchungen (per inquisitiones) sogar den Meinungsaustausch durch Reden und Hören. Das Gedächtnis selbst hätten wir zusammen mit der Stimme verloren, wenn es ebenso in unserem Belieben stünde, zu vergessen wie zu schweigen. Jetzt endlich kehrt der Lebensmut zurück.“ In diesen Sätzen seines literarischen Erstlingswerks „Agricola“ stilisiert der Senator Publius Cornelius Tacitus die Regierungszeit Domitians (81‒96 n.Chr.) zu einem Regime aus Angst und Selbstverbiegung – und liefert damit ein Muster für das Reden über überstandene Diktaturen. Dabei zeichnet er seinen Schwiegervater Agricola als ein Modell gelingenden Handelns in schwierigster Zeit: Wie konnte ein Aristokrat zwischen rückgratloser Unterwerfung und sinnloser Opposition seinen Weg finden, um zu Roms Sicherheit und Ruhm beitragen zu können?
Der „Agricola“ ist in mehrfacher Hinsicht ein spannender Text: als Geschichte der Eroberung und Romanisierung Britanniens, als differenziertes Bild richtigen Verhaltens eines Aristokraten unter der Monarchie, als Fingerübung des Geschichtsschreibers Tacitus für seine größeren Werke, die „Historien“ und die „Annalen“.
Gelesen wird der lateinische Text! Die kritische Ausgabe (ed. Josef Delz, Bibliotheca Teubneriana, Stuttgart 1983) wird als pdf-scan zur Verfügung gestellt. Ferner sollte eine systematische lateinische Grammatik zur Hand sein (Rubenbauer/Hofmann/Heine u.a.) sowie ein wissenschaftliches lateinisches Wörterbuch (Georges; Oxford Latin Dictionary).
Erwartet werden brauchbare Lateinkenntnisse.
Kritische Ausgabe: s.o. – Kommentare: Tacitus, Agricola. Ed. by A.J. Woodman with Christina S. Kraus, Cambridge 2014; Heinz Heubner, Kommentar zum Agricola des Tacitus, Göttingen 1984; Tacitus, Das Leben des Agricola. Schulausgabe von A. Draeger, Leipzig 1891 (im Lernraum). – Literatur zu Tacitus und zum „Agricola“: Stephan Schmal, Tacitus (Olms Studienbücher Antike), Hildesheim 2005; G. Petersmann, Die Agricola-Biographie des Tacitus – Versuch einer Deutung, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 33.3, Berlin/New York 1991, 1785-1806; A.R. Birley, The Agricola, in: A.J. Woodman (ed.), The Cambridge Companion to Tacitus, Cambridge 2009, 47-58 (im Lernraum, v.a. zum historischen Kontext); Dylan Sailor, The Agricola, in: Victoria Emma Pagán (ed.), A companion to Tacitus, Chichester 2012, 23-44 (im Lernraum, sehr gute Einführung); Herbert Nesselhauf, Tacitus und Domitian (1952), in: V. Pöschl (Hg.), Tacitus (Wege der Forschung), Darmstadt 2. Aufl. 1986, 219-251. ‒ Literatur zu Britannien: Theodor Mommsen, Römische Geschichte Bd. 5: Die Provinzen von Caesar bis Diocletian (1885), 9. Aufl. Berlin 1921, 155-177; David Mattingly, An Imperial Possession: Britain in the Roman Empire, London 2006; Pat Southern, Britannien. In: Claude Lepelley (Hrsg.), Rom und das Reich. Die Regionen des Reiches, München/Leipzig 2001, 211-245 (knapper Überblick mit weiterer Literatur).
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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22-2.1 Theoriemodul | Übung Sprache | Studienleistung
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Studieninformation |
22-2.2 Methodikmodul | Übung Sprache | Studienleistung
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Studieninformation |
22-2.2_a Methodikmodul | Übung Sprache | Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Regelmäßige Teilnahme und Vorbereitung der Übersetzung
2 bis 3 Studienleistungen (Präsentation von Textpassagen; Literaturreferat; Recherche)