300125 Postmarxismus (Seminar Politische Theorie) (S) (WiSe 2016/2017)

Während der Marxismus über einen langen Zeitraum der Theoriegeschichte des 19. und 20. Jahrhundert gleichsam als der selbstverständliche konzeptionelle Bezugspunkt kritischer Theoriebildungen galt, kann davon gegenwärtig nicht mehr die Rede sein. Zwar ist die marxistische Theorie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs keineswegs so sang- und klanglos verschwunden, wie es noch Anfang der 1990er Jahre der Fall zu sein schien, und in kritischen Diagnosen jüngerer Finanz- und Wirtschaftskrisen lassen sich durchaus wieder Bezugnahmen auf Marx beobachten. Das ändert allerdings nichts an dem Umstand, dass jüngere Ansätze kritischen Denkens nur in den seltensten Fällen auf die Selbstbeschreibung als marxistisch zurückgreifen. Viel häufiger findet sich unterdessen die Bezeichnung Postmarxismus, die mindestens zweierlei anzeigt: Erstens, dass kritische Theorieansätze heute über den marxistischen Theorierahmen hinausgehen müssen und zweitens aber auch, dass die Verbindung zum Marxismus nicht vollständig getrennt wird, taucht er doch noch gut sichtbar nach der Vorsilbe „Post-“ in der Bezeichnung Postmarxismus auf.

Das als Lektürekurs angelegte Seminar dient der Einführung in Strömungen postmarxistischen Denkens. Dabei wird es ebenso darum gehen, die Kritiken am Marxismus nachzuvollziehen wie auch die Neuausrichtung kritischer Theoriebildung zu verfolgen. Vorkenntnisse zur Theorie und Geschichte des marxistischen Denkens schaden nicht, sind aber keineswegs erforderlich, da die notwendigen Theoriebezüge durch die gemeinsame Lektüre im Laufe des Semesters gemeinsam erarbeitet werden.

Literaturangaben

Ernesto Laclau/Chantal Mouffe 2012: Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus, Wien.
(Bei diesem zuerst 1985 erschienen Buch handelt es sich mittlerweile um einen Klassiker postmarxistischen Denkens, mit dem wir uns auch im Seminar beschäftigen werden.)