Der Forschungsansatz der kommunikativen Gattungen hat seinen Ursprung in den 1980er Jahren und wurde seinerzeit von Thomas Luckmann und Jörg Bergmann in Konstanz in einem gemeinsamen Forschungsprojekt entwickelt. Die Gattungsanalyse ist insofern ein Kind ihrer Zeit, als dass in dieser Dekade theoretisch wie empirisch eine kommunikative Wende in der Soziologie vollzogen wird.
Das Kernanliegen dieser genuin wissenssoziologischen Unternehmung liegt in der Frage nach den Allgemeinen Strukturen, wie gesellschaftliche Wissensbestände vermittelt werden. In kommunikationssoziologischer Hinsicht stellt sich die Frage, welche kommunikativen Probleme „im allgemeinen Zusammenhang gesellschaftlichen Handelns“ durch Gattungen gelöst werden? Denn im Wesen kennzeichnet sich unser Alltag durch unterschiedliche Ausprägungen verfestigter kommunikativer Strukturen (Routinen, Riutale), deren Ablaufschema und Musterhaftigkeit uns mehr oder weniger explizit vertraut ist. So mögen wir als Alltagsmenschen gekonnt Witze erzählen, PowerPoint Präsentationen halten oder in geselliger Runde über andere „klatschen“ (Gossip). Dies ist aber nicht gleichbedeutend damit, dass wir auch die dahinterliegenden Regeln und Wissensbestände ausformulieren können.
Methodologisch bezieht sich die Gattungsanalyse auf die Konversationsanalyse und deren Zuschnitt auf die sequentielle Organisation von Interaktionen (bzw. Gesprächen). Allerdings verbleiben Kommunikative Gattungen ihrem theoretischen Selbstanspruch nach nicht auf der Ebene der mikrosozialen Ordnungsbildung, sondern sie suchen nach der Verschränkung mit den „sozialen Institutionen“ der gesellschaftlichen Außenstruktur.
In dem Kurs werden die Grundlagen der Gattungstheorie und die methodologischen Prinzipien der Gattungsanalyse erarbeitet. Darüber hinaus blicken wir auf die Weiterentwicklungen der ursprünglich auf gesprochene Sprache fokussierten Analyse unterschiedlicher Gattungstypen, in denen auch die Performanz, die Visualität und Materialität der Kommunikation berücksichtigt wird. Neben der lektürebasierten Vorbereitung der Seminareinheiten werden wir auch empirische Bezüge zu konkreten empirischen Fallbeispielen herstellen, gegebenenfalls auch verbunden mit kleinen Datenerhebungen aus dem eigenen Alltag, die in Vorbereitung auf die zu erbringende Prüfungsleistung (Hausarbeit) durchgeführt werden.
Das Seminar wird zu 1/3 in Präsenz zu 2/3 als Onlineformat geplant. Die Termine für Präsenzsitzungen vor Ort gelten vorbehaltlich der Raumzuweisung und den weiteren Regelungen der Universität Bielefeld hinsichtlich des Lehr- und Prüfungsbetriebs im Wintersemester 2021/22.
Ayaß, Ruth (2011), Kommunikative Gattungen, mediale Gattungen, in: Habscheid, Stephan (Hrsg.), Textsorten, Handlungsmuster, Oberflächen: Linguistische Typologien der Kommunikation. Berlin/New York: de Gruyter, 275-295.
Günthner, Susanne/Hubert Knoblauch (1994), “Forms are the Food of Faith”. Gattungen als Muster kommunikativen Handelns, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 46(4), 693-723.
Luckmann, Thomas (1986), Grundformen der gesellschaftlichen Vermittlung des Wissens: Kommunikative Gattungen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 27 „Kultur und Gesellschaft“. Hrsg. von Friedhelm Neidhardt/Lepsius, M. Rainer/Weiß, Johannes. Opladen: Westdeutscher Verlag, 191-211.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-HEPS-HM2_a Hauptmodul 2: Wissenschaft und Gesellschaft | Wissenschaft und Gesellschaft I | Studienleistung
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Studieninformation |
Wissenschaft und Gesellschaft II | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation | |
30-M-Soz-M3a Soziologische Methoden a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3b Soziologische Methoden b | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3c Soziologische Methoden c | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.