300467 Seilschaften und Netzwerke in der Wissenschaft (S) (SoSe 2024)

Netzwerke und Seilschaften in der Wissenschaft

Zumindest ihrer Selbstbeschreibung nach reproduziert sich die Wissenschaft nach dem Leistungsprinzip: Karrierewege stehen der- oder demjenigen offen, der oder die maßgebliche wissenschaftliche Leistungen vorzuweisen hat. Jenseits dieser Idealisierungen finden sich aber in relativer Nähe zur Wissenschaft und ihrer zentralen Institution der Universität eine Vielzahl sozialer Strukturen, in denen ihre Mitglieder aufgrund sozialer Marker, religiöser und weltanschaulicher Ähnlichkeiten oder aufgrund gleichgerichteter Interessen zusammenfinden. Beispiele sind hier Burschenschaften, parteinahe oder konfessionelle Stiftungen und Begabtenförderwerke sowie Think Tanks.

Das Seminar nimmt diese Beobachtung zum Ausgangspunkt und geht den Fragen nach, was genau passiert, wenn andere Faktoren als das Leistungsprinzip, wie etwa die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe auf die Reproduktion der Sozialstruktur der Wissenschaft Einfluss nehmen. Auf welchen Wegen und mittels welcher Mechanismen geschieht dies? Wie ist das Verhältnis zwischen Leistungsprinzip und anderen sozialen Markern beschaffen und welche Folgen ergeben sich daraus für die Wissenschaft? Darüber hinaus richtet das Seminar seinen Blick auch über die Grenzen der Wissenschaft hinaus und fragt: Wie wirken solche Netzwerke und Seilschaften in andere gesellschaftliche Bereiche hinein und welche Folgen zeigten sie dort?

Ziel des Seminars ist es dabei, die konkurrierenden Mechanismen von wissenschaftlichem Renommee und sozialem Kapitel analysieren zu lernen und die Wirkungsmechanismen auf andere gesellschaftliche Bereiche zu durchdringen. Das Seminar geht dabei stark Fall-orientiert vor.