Bereits die klassischen reformpädagogischen Schulen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (die Schule Maria Montessoris, Freie Waldorfschulen) verstanden sich als „Schulen für alle Kinder“ (vgl. Ullrich 2008). Besonders populär wurde das normative Ideal einer „Schule für alle“ aber erst durch die Integrationsbewegung der ausgehenden 70er Jahre (Rempt/Rempt 2000). Auch im gegenwärtigen Inklusionsdiskurs ist die Forderung einer Öffnung der allgemeinen Schule für alle Schülerinnen und Schüler eine zentrale pädagogische Maxime. Nicht zuletzt beschreiben sich viele Einzelschulen selbst im Rahmen ihrer Schulprogrammatik als ein Lebens- und Lernort für explizit alle Schüler*innen. Häufig steht das Leitziel im programmatischen Kontext einer Semantik der Vielfalt und Toleranz („Jeder ist anders“, „Alle sind verschieden“).
Im Seminar wird – nach der Rekapitulation des historischen Entstehungskontextes – ein Schwerpunkt auf die Rekonstruktion der zentralen Elemente des normativen Ideals gelegt: die Negation von Selektionspraktiken, die emphatische Bejahung von Vielfalt, die Postulierung der Heterogenitätssensibilität und der individuellen Kindorientierung. In diesem Zusammenhang werden die Chancen und emanzipativen Momente für die Schultheorie und -entwicklung herausgearbeitet, aber auch kritisch hinterfragt: Wie ist angesichts der hohen Selektivität des deutschen Bildungssystems überhaupt eine „Schule für alle“ verwirklichbar? Verkümmert das normative Leitideal im Kontext der Selektionsfunktion und des herrschenden meritokratischen Leistungsideals nicht zu einer abstrakten Utopie (Ernst Bloch)? Welche Antworten lassen sich in der gegenwärtigen Heterogenitätsforschung und der inklusionspädagogischen Theorie finden? Nicht zuletzt wird auch ein Blick auf Reformschulen und Schulversuche geworfen, die sich von ihrem Anspruch her als eine „Schule für alle“ verstehen – wie die PRIMUS-Schulen und die Laborschule Bielefeld.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/einrichtungen/bie/faq-stundenplan/
Literaturempfehlungen zur Einführung:
• Wischer, B. & Trautmann, M. (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. VS Verlag.
• Biewer, G. & Proyer, M. & Kremsner, G. (2019): Inklusive Schule und Vielfalt. Kohlhammer.
Im LernraumPlus finden Sie umfängliche Hinweise zu grundlegender und weiterführender Literatur.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-BE-IndiErg13 Inklusion | E3: Inklusion in institutionellen und organisationalen Kontexten | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BiWi12 Differenz und Heterogenität (Grundschule) | E2: Umgang mit Heterogenität und Differenz in Bildungsinstitutionen | Studienleistung
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Studieninformation |
- | unbenotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
25-BiWi6_a Differenz und Heterogenität | E2: Umgang mit Heterogenität und Differenz in Bildungsinstitutionen | Studienleistung
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Studieninformation |
25-BiWi6_a-ISP Differenz und Heterogenität | E2: Umgang mit Heterogenität und Differenz in Bildungsinstitutionen | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
• Lerntagebuch/Portfolio
• Anfertigung eines Schulmodells ("Schule für alle")
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: