Das Seminar behandelt quasi die Trad Wives der Weimarer Republik. Doch die rechtskonservativen und radikalnationalistischen Frauen der 1920er und 1930er Jahre wollten mehr, als ihr traditionelles Familienleben zu vermarkten. Vielmehr stellen sie Ordnungen von Geschlecht und Demokratie radikal infrage. Es gelang ihnen, sich innerhalb eines Geschlechterregimes, das ihnen eigentlich keinen Platz im öffentlichen Raum zugestand, eigene Handlungsräume zu verschaffen. Damit reagierten diese Verbände und Parteiorganisationen auf die Einführung staatsbürgerlicher Rechte für Frauen mit der Weimarer Verfassung von 1918/19.
Anhand des Bundes Königin Luise (1923–1934), der Schwesterorganisation des Stahlhelm Bund der Frontsoldaten, werden wir diese Fragen untersuchen. Die radikalnationalistischen Aktivistinnen dieses Bundes rechtfertigten ihr öffentliches Handeln wie folgt: Angesichts des Versagens der Männer im Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik seien sie als Frauen gezwungen, die Nation zu schützen. Dabei blieb es jedoch nicht, denn sie bauten nicht nur sehr erfolgreich und professionell Verbände und Unterorganisationen in Parteien auf, sondern entwickelten auch ein Konzept des „Führertums“ für Frauen, für das sie aktive Nachwuchsförderung betrieben. Sie forderten eine Mitarbeit am „politischen Werden und Geschehen“ des Staates (Gärtner 1930) und führten ihre Organisation unabhängig vom Stahlhelm. So mobilisierten sie bis 1934 zwischen 150.000 und 200.000 Frauen für ihre Organisation, die sie auch für Angriffe auf die Weimarer Republik einsetzten
Mithilfe des Zeitschriftenportals zeitpunkt.nrw werden wir die Aktivitäten des Bundes Königin Luise in Westfalen, Lippe und dem Ruhrgebiet recherchieren. Unsere Ergebnisse werden in einer Karte dokumentiert, die die Aktivitäten des Bundes in der Region zeigt und durch kurze Texte ergänzt wird. Außerdem erstellen wir eine Datenbank der Ortsgruppen und Aktivistinnen. Beide sollen zum Seminarende in Open Moodle zugänglich gemacht werden, wodurch die Seminarteilnehmenden als Forschende sichtbar werden. Das Seminar wird vom BITs unterstützt. Neben der eigentlichen Forschungstätigkeit geht es deshalb auch um das Zugänglichmachen von Forschungsdaten. Am Ende des Seminars werden wir hoffentlich genauer wissen, welche Faktoren dazu beitragen, dass Demokratien angreifbar sind, und wie sich rechtsnationalistische Frauenverbände ausbreiten und massiven Mitgliederzuwachs verzeichnen konnten.
Als weitere Forschungsfelder bieten sich das rechtskonservative Netzwerk des Bundes Königin Luise sowie die Anfänge der NS-Frauenschaft in der Region an.
Das Seminar ist – gemeinsam mit der Veranstaltung 220106 – als vierstündiges Projektseminar konzipiert und wird in Kooperation mit dem BITs angeboten. Beide Seminare können nur gemeinsam belegt werden.
Der Schwerpunkt liegt auf dem forschenden Lernen anhand von Recherche, Auswertung und Verarbeitung von Quellenmaterial zum Bund Königin Luise. Eine aktive und kontinuierliche Teilnahme in Präsenz und in beiden Veranstaltungen ist daher unabdingbar.
Am 29. Oktober 2025 findet eine ganztägige Exkursion zum Archiv der Deutschen Frauenbewegung (AddF, https://addf-kassel.de) nach Kassel statt, bei der wir die Bestände zum Bund Königin Luise sichten werden. Gern informiere ich Kolleg*innen, bei denen Sie am Seminartag Veranstaltungen besuchen.
Förster, Birte: Mit Königin Luise gegen die Demokratie. Partizipatives Handeln rechtskonservativer Frauen in der Weimarer Republik, in: Ariadne 72/73: Die weibliche/n Geschichte/n der Weimarer Republik, hg. von Sylvia Schraut, Laura Schibbe und Kerstin Wolff, Kassel 2018, S. 24-31, https://www.genderopen.de/bitstream/handle/25595/2147/Foerster_2018_Koenigin-Luise.pdf?sequence=1
Winkel, Heidemarie/Roth, Julia/Scheele, Alexandra (2022). Analytical Framing. Three Paradigmatic Arenas of Global Contestations of Gender Rights. In: Alexandra Scheele/Julia Roth/Heidemarie Winkel/, Global Contestations of Gender Rights (21-44). Bielefeld: transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/978383946Oli0696-002
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mi | 16-18 | 13.10.2025-06.02.2026 |
Module | Course | Requirements | |
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22-3.2 Hauptmodul Moderne
3.2.4 |
Seminar Moderne | Study requirement
Graded examination |
Student information |
22-3.8 Wahlfreies Hauptmodul
3.2.4 |
Seminar | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Die Studienleistungen in beiden Seminaren werden als Portfolioleistung erbracht. Dazu gehören die Teilnahme am Workshop mit dem BITs am 22. Oktober 2025 und an der Exkursion nach Kassel am 29. Oktober 2025, Quellenrecherchen, der Aufbau der Datenbank und die Kartographierung der politischen Praktiken des Bundes Königin Luise sowie das Verfassen kürzerer Texte. Damit ist die Leistung der Studierenden aus dem Wahlpflichtbereich ebenfalls abgedeckt.
Die Portfolioleistung dient zugleich der Vorbereitung der Prüfungsleistung, die in Form einer schriftlichen Hausarbeit mit einem Umfang von ca. 20 Seiten erbracht wird.