Leben wir im Zeitalter des Neoliberalismus? Unstrittig ist, dass die Denkrichtung der neoliberalen Ökonomie seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts in den Wirtschaftswissenschaften immer mehr Anhänger fand. Ihr Credo lautet: Im Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Inflation und mangelnde Produktivität ist nicht etwa staatliche Intervention erforderlich, sondern allein die Sicherung der freien Konkurrenz der Unternehmer. Unstrittig ist ferner, dass im Gefolge der neoliberalen Öko-nomie ein neoliberaler Politikwandel stattfand: Konservative, aber auch sozialdemokratische Re-gierungen (Thatcher, Reagan, Blair, Schröder) und internationale Institutionen (Internationaler Währungsfond, Weltbank) setzten zur Krisenbewältigung auf marktradikale Strategien, insbeson-dere die Privatisierung öffentlicher Betriebe, die Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeits-marktes, die Liberalisierung des Außenhandels, die Durchsetzung des Wettbewerbsprinzips überall. Jeder ist in seinem Bereich davon betroffen.
Es spricht aber auch viel dafür, dass wir inzwischen in einer Zeit leben, die nicht durch den Neoli-beralismus allein, sondern wieder stärker durch den Konflikt zwischen Neoliberalismus und sozial-staatlicher Intervention geprägt ist. Immer vielstimmiger ist in der Öffentlichkeit eine anti-neoliberale Gesellschaftskritik zu hören, die, zuerst von einzelnen Intellektuellen vorgetragen, in-zwischen auch von sozialen Verbänden, politischen Gruppierungen und den Kirchen unterstützt wird. Deren Gegen-Credo lautet: Neoliberales Denken und (eine häufig unbewusst wirksame) neo-liberale Mentalität sind Schuld an aktuellen Missständen, insbesondere an Verantwortungslosigkeit auf den Kapitalmärkten, der wachsenden wirtschaftlichen Ungleichheit, an dauerhafter beruflicher Unsicherheit, gesellschaftlicher Individualisierung und der Ökonomisierung von Wissenschaft und Bildung, Gesundheitswesen und Sozialpolitik, Kultur und Alltag. Auffällig ist, dass Institutionen, die bisher unbeirrt eine neoliberale Politik betrieben, wie der Internationale Währungsfonds, gegenwärtig im Begriff sind, ihre radikal-neoliberalen Maßstäbe und Maßnahmen einer Revision zu unterziehen.
Neoliberalismus erweist sich so nicht nur als bloßes Schlagwort, sondern als ein Schlüsselbegriff, um aktuelle und globale wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Trends und Konflikte zu verstehen. Aus diesem Grunde hat der Vorbereitungskreis in der bewährten Form 15 Expertinnen und Experten (aus den Fächern Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, aber auch Recht, Medien und Bildung) ins Forum eingeladen, damit sie unter ausgewählten Fragestellungen ihre Sicht auf den Neoliberalismus – seine Vordenker, Konzepte, Ursachen und Folgen sowie Kritiker – vortragen und zur Diskussion stellen.
Das FOW wendet sich sowohl an Studierende aus allen Fächern und Semestern als auch an inte-ressierte Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Umgebung. Der Eintritt ist frei.
17.10. Neoliberalismus und die drei großen Erzählungen dieser Zeit: Globalisierung, demographischer Wandel, Digitalisierung
Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Politikwissenschaft, Universität Köln
24.10. Vom Ordoliberalismus zur Sozialen Marktwirtschaft und zurück: Zur Genese des deutschen Neoliberalismus
PD Dr. Ralf Ptak, Sozialwissenschaften, Universität Köln
31.10. Neoliberalismus? Der Thatcherismus und das Vertrauen in die Kraft des Marktes
Prof. Dr. Martina Steber, Geschichte, Universität Konstanz
07.11. Agenda 2010: Die deutsche Variante des Neoliberalismus
Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup, Wirtschaftswissenschaft, Westfälische Hochschule Recklinghausen
14.11. EU und Euro: Autoritärer Neoliberalismus?
Ralf Krämer, ver.di Bereich Wirtschaftspolitik, Berlin
21.11. Neoliberalismus in unserem Alltagsleben: Unterwerfung als Freiheit?
Dr. Patrick Schreiner, Politikwissenschaftler und Publizist, Bielefeld
28.11. Sozialpolitik und Soziale Arbeit. Zur Transformation des Sozialen
Prof. Dr. Fabian Kessl, Bildungswissenschaften, Universität Duisburg-Essen
05.12. Gesundheitspolitik zwischen Deregulierung und Re-Regulierung
Prof. Dr. Dr. Thomas Gerlinger, Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld
12.12. Rundfunk (Fernsehen, Hörfunk, Telemedien) als öffentliches und privates Gut. Das deutsche "duale Rundfunksystem" - woher und wohin?
Prof. Dr. Martin Stock, Rechtswissenschaft, Universität Bielefeld
19.12. Die Ökonomisierung der Schule und die Herstellung des homo oeconomicus
Prof. Dr. Reinhold Hedtke, Soziologie, Universität Bielefeld
09.01. Deregulierung von Finanzmärkten und Entstehung von Finanzkrisen
Dr. Barbara Kuchler, Soziologie, Universität Bielefeld
16.01. Die Universität im akademischen Kapitalismus
Prof. Dr. Richard Münch, Soziologie, Universität Bamberg
23.01. Privatisierung: Begriff und Formen im internationalen Vergleich und mit deutschen Beispielen
Prof. Dr. Detlef Sack, Soziologie, Universität Bielefeld
30.01. Gefährdet der Neoliberalismus unsere Demokratie?
Prof. Dr. Oliver Flügel-Martinsen, Soziologie, Universität Bielefeld
06.02. Neoliberalismus und Menschenrechte - ein grundlegender Gegensatz? (in H7!!)
Friedel Huetz-Adams, Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene, Bonn
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mo | 18:15-19:45 | H4 | 17.10.2016-10.02.2017
not on: 12/26/16 / 1/2/17 / 2/6/17 |
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one-time | Mo | 18:15-19:45 | H7 | 06.02.2017 | einmalig am 06.02.2016 in H7 |
Module | Course | Requirements | |
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25-IndiErg-FOW Modul "Forum Offene Wissenschaft" | Forum Offene Wissenschaft | Study requirement
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Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Erziehungswissenschaft GymGe / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | 2 | aktive Teilnahme | ||||
FORUM OFFENE WISSENSCHAFT | 2 | aktive Teilnahme | |||||
Studieren ab 50 |
Für regelmäßige Anwesenheit, Beteiligung an der Diskussion und Ablieferung eines ausführlichen Protokolls mindestens einer Veranstaltung können Studierende 2 LP individuellen Ergänzungsbereich erwerben.
Anforderungen an das Protokoll:
1. Form
Das Protokoll sollte einen Umfang von 4-6 Seiten in Schreibmaschinenschrift haben (1,5-zeilig, 12 p-Schrift, Rand links 4, rechts 2 cm).
Dazu kommt ein Deckblatt mit Name und Adresse, Matr-Nr., Thema der Reihe und der Veranstaltung, Referent/in. Moderator/in und Datum.
Das Protokoll ist in ganzen Sätzen zu formulieren. Aus den Formulierungen muss deutlich werden, was der/die Vortragende sagt, was Diskussionsteilnehmer sagen und was Meinung des/der Protokollierenden ist.
2. Inhalt
Das Protokoll enthält vier Teile:
Erstens eine Einleitung mit dem Thema, mit kurzen Informationen zum Vortragenden und einer Fragestellung, die der/die Protokolliernde gegebenenfalls selbst entwickeln muss. Dabei kann die Einleitung des Moderators aufgegriffen werden.
Zweitens die Zusammenfassung der wesentlichen Thesen und Begründungen des Vortrages. Das Protokoll entspricht nicht den Anforderungen, wenn nur die Folien des Referenten abgeschrieben werden.
Drittens einen Überblick über die Themen der Diskussion und Wiedergabe von Frage und Antwort zu zwei bis vier Themen, die dem/der Protokollierenden besonders wichtig scheinen.
Viertens eine Stellungnahme zu den Thesen des/der Vortragenden, in denen eine persönliche Meinung vorgetragen und begründet wird. Diese geht über eine Zustimmung zu den Thesen hinaus.
Die Veranstaltung, die protokolliert wird, ist frei wählbar. Das Protokoll ist spätestens zwei Wochen nach der Veranstaltung per mail zu senden an:
forum(at)uni-bielefeld.de
Hilfreich, aber nicht erforderlich, ist die Verwendung des .doc-Formats, da die Rückmeldung so leichter möglich ist.
Der Abschluss des Moduls mit 5LP ist in diesem Semester NICHT möglich!