Der Film ist inzwischen ein altes Medium. Deshalb gibt es zu seiner spezifischen Ästhetik auch bereits eine lange Tradition der Theoriebildung. Um diese als historisch Gewordene zu begreifen, untersuchen wir in diesem Seminar ganz bewusst die Klassiker der Filmtheorie. Die Durchsicht der Entwürfe ergibt seit den Anfängen eine polare Konzeption, welche die Film-praktiker selbst präfigurierten: Lumière gegen Méliès war bereits ein Disput zwischen Realisten einerseits und trickversierten Fantasten andererseits. Sollte das Kino abbilden oder neu schöpfen? Spiegelte es die vertraute Welt oder entwarf es das Unbekannte? Bewahrte es die Wirklichkeit (Kracauer) oder war es gar das technische Pendant zum Traum, das Medium der Dämonie (Eisner)? Auch bei den Theorien zur Montage gab es zwei widerstreitende Bewegungen. Die Verfechter des kontinuierlichen Erzählens wollten den Schnitt kaschieren, ihn unsichtbar machen, das Kino aber auch, in der Parallelmontage, dynamisieren (Griffith). Die Anhänger einer Montage der Attraktionen (Eisenstein) hingegen sahen im Film ein Mittel, Bewusstsein zu schaffen und zu verändern. Nicht der quasi natürliche Fluss der Bilder, sondern die Irritation wurde zum Markenzeichen der historischen filmischen Avantgarde wie später noch der Nouvelle Vague oder des deutschen Autorenfilms. Ist Kino ein Mittel der Suggestion oder der Aufklärung? Will es überwältigen oder erziehen? Sollte man den Film als Narration auffassen oder vom Schauspiel, vom Körperausdruck (Balázs) her begreifen. Die Liste ließe sich fast beliebig verlängern. Schließlich ist Filmtheorie auch ein Mittel der Nobilitierung des Mediums gewesen. Arnheims Film als Kunst macht das im Titel schon deutlich. Was Gegenstand einer komplexen Theoriebildung werden kann, muss – so die implizite Unterstellung – selbst anspruchsvoll sein. Neben den dezidiert binär gedachten, häufig normativen Filmtheorien gab und gibt es – im Zuge der strukturalistischen, poststrukturalistischen und konstruktivistisch-kognitionstheoretischen Paradigmenwechsel – aber auch immer Großentwürfe, welche die Sprache des Films selbst – und zwar möglichst lückenlos – beschreiben wollen (Metz, Deleuze, Bordwell, Thompson). Am Beginn des Kurses steht zunächst eine Rückversicherung über die Grundlagen filmischen Erzählens – bevor wir in die Diskussion der Theorie selbst einsteigen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-LIT-M-LitPM3 Profilmodul III: Literatur und Medien | Lehrveranstaltung 1 | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung 2 | Studienleistung
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23-MeWi-HM1 Medien, Sprache und Kultur | Lehrveranstaltung I | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung II | Studienleistung
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Lehrveranstaltung III | Studienleistung
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Studieninformation | |
Lehrveranstaltung IV | Studienleistung
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Studieninformation | |
30-MeWi-HM2 Medien und Gesellschaft | Lehrveranstaltung I | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung II | Studienleistung
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Studieninformation | |
Lehrveranstaltung III | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | MaLit5c | |||||
Medienwissenschaft, interdisziplinäre / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 1; Hauptmodul 2 | Wahlpflicht | 3 |
Das Seminar wird ergänzt durch eine vertiefende Übung (Fr., 10.00, s.t. – 11.00 Uhr), die den Stoff am Beispiel plastisch erläutert und mehr Raum zur Diskussion bietet.