230230 Serielles und komplexes Erzählen im Epochenroman, im Fernsehen und im Kino – Das Beispiel der Thomas-Mann-Verfilmungen (Buddenbrooks, Der Zauberberg) (S) (WiSe 2014/2015)

Inhalt, Kommentar

Der Film von Alfred Weidenmann aus dem Jahr 1959, an dessen Drehbuch Erika Mann beteiligt war, erhebt Tony Buddenbrook zur Zentralgestalt. Mit ihr beginnt der Zweiteiler, und zwar nicht auf dem Schoß des Großvaters sitzend, als achtjähriges Mädchen, sondern als erwachsener ‚junger Gans‘; mit ihr endet er: in der Zerstreuung der Restfamilie. Die beiden Vorgenerationen, ja nicht einmal Bethsy Buddenbrook, kommen so recht ins Bild. Die Dekadenz hat, anders gesagt, keinen hinreichenden Zeitraum, sich zu entfalten. Wäre da nicht der frühe Tod Hannos, der eher als Neunjähriger zu sterben scheint, man könnte das Werk glatt als vergnügliche Unterhaltung auffassen. Tom stirbt auch nicht in der Gosse, sondern bricht beim Eid auf das eben errungene Senatorenamt zusammen. Der Senator hat, in dieser Version, sogar den Tod Hannos überlebt. Näher am Buch, wenngleich nicht immer textgetreu, ist der Elfteiler von 1978 unter der Regie von Franz Peter Wirth, übrigens mit dem Kameramann Gernot Roll, der nicht nur bei Edgar Reitz’ HEIMAT-Zyklus mitwirkte, sondern auch bei der Doku-Fiktion DIE MANNS und der Neuverfilmung der BUDDENBROOKS fürs Kino von 2008 die Kamera führte. Aber gerade der frühere Zweiteiler (mit Lieselotte Pulver als Tony und Hansjörg Felmy als Tom) nimmt die Verkürzung vorweg, die auch Heinrich Breloers DIE MANNS wie seinen späteren Kinofilm BUDDENBROOKS charakterisieren wird. Der Blick auf die eine Generation soll das Jahrhundert ausdeuten – und kann es doch nicht. Die Starbesetzung der Fernsehreihe von 1978 war, mit den Schauspielern Ruth Leuwerik und Martin Benrath, gerade auf die zweite Generation fixiert: auch dies ein eindeutiger Akzent für die Zeiterstreckung, die der Roman vorgibt. Breloer hat sich in DIE MANNS kürzer fassen wollen, wenn es die fiktionale Konstellation auf die Realbiografien der Familie Mann projiziert. Genauer gesagt erfahren wir in der Chronologie der laufenden Ereignisse – mit einigen eingestreuten Rückwendungen ergänzt – nur vom Zeitraum 1923 bis 1955, dem Todesjahr Thomas Manns. Das kann einerseits dem Rahmen des Dreiteilers von 2001 geschuldet sein, andererseits aber auch den Wunsch bekräftigen, Thomas Mann von Anbeginn als Patriarchen der Familie zu etablieren und alle anderen Mitglieder an seinen reiferen Mannesjahren auszurichten. Thomas Mann nimmt demnach die Stelle des Tom im Film von Weidenmann ein (nicht etwa die Hannos). Er soll das 20. Jahrhundert repräsentieren wie jener den Niedergang des 19. bebildert hat. Der doku-fiktionale Thomas Mann kopiert also auch den Thomas Buddenbrook – nun aber als arrivierter Künstler. In allen oben genannten Varianten wird serielles und komplexes Erzählen im Epochenroman angestrebt – und zum Teil realisiert. Ein Muster, dass auch die ZAUBERBERG-Verfilmungen von Geißendörfer noch reaktiviert (als TV-Serie und als großer Kinofilm), die wir im Seminar gleichberechtigt behandeln. Voraussetzung ist naturgemäß die Lektüre der beiden großen Romane von Thomas Mann selbst.

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