Das Seminar setzt sich zum Ziel, mittels ethnographischer und kommunikationssoziologischer (Konversationsanalyse, Videointeraktionsanalyse) Methoden jenem Wirklichkeitsbereich nachzuspüren, den wir gemeinhin als ‚Alltag‘ bezeichnen. Dabei ist die soziologische Kategorie des Alltags alles andere als eindeutig bestimmt.
In der Mundanphänomenologie von Alfred Schütz nimmt die Wirklichkeit des Alltags als eine „paramount reality“ eine herausragende Stellung ein. In anderen Ansätzen erscheint der Alltag als Gegenbegriff zum Außergewöhnlichen aber auch zur Krise oder Katastrophe. Überhaupt, so scheint es, wird der Alltag zumeist in seiner wie auch immer hergestellten Opposition zu anderen Wirklichkeitsbereichen konturiert. Daraus ergeben sich die mithin empirisch zu klärenden Fragen, wo genau die Grenzen zum Nichtalltäglichen verlaufen und ob nicht auch die vermeintlich nichtalltäglichen Bereiche wie die Arbeitswelt oder die Wissenschaft über einen Alltagskern verfügen.
In den 1960er und 1970er Jahren erlebte die Soziologie des Alltags einen regelrechten Boom. Dies lässt sich an einer Vielzahl von Studien und Publikationen im angelsächsischen Bereich rekonstruieren, die vor allem das gemeinsame Handeln in Interaktionen von Menschen im (und als) Alltag ethnographisch beobachteten und in ihrer Prozesshaftigkeit untersuchten. Nicht zufällig erstarkt in dieser Zeit auch eine empirisch fundierte interpretative Soziologie (Strauss, Goffman, Garfinkel, Schütze), die in eine methodologische Frontstellung zu einer einseitig quantifizierenden Soziologie ging und dabei ihr soziologisches Fundament im Alltagswissen der Menschen gründete.
Über die Lektüre von ausgewählten Grundlagentexten und neueren empirischen Studien (u.a. zum Warten, Kochen oder Heimwerken) soll im Kurs ein Verständnis für Alltagshandlungen und Alltagskommunikationen gemeinsam erarbeitet werden. Vertiefend werden wir uns mit einigen ethnographischen Ansätzen und Herangehensweisen befassen, die darüber Aufschluss geben, wie bestimmte soziale Phänomenbereiche und kommunikatives Handeln im Alltag methodisch untersucht werden können.
Garfinkel, Harold (1967): »Studies of the routine ground of everyday activities«, In: ders. Studies in Ethnomethodology. Englewood Cliffs: Prentice-Hall, S. 35-75.
Hitzler, Ronald (1986): »Die Attitüde der künstlichen Dummheit. Zum Verhältnis von Soziologie und Alltag«, in Sozialwissenschaftliche Informationen, Jg. 15, H. 3, S. 53-59.
Zimmermann, Don H./ Pollner, Melvin (1976): Die Alltagswelt als Phänomen. In: Weingarten, E., u.a. (Hrsg.): Ethnomethodologie. Beiträge zu einer Soziologie des Alltagshandelns. Frankfurt/M. S. 64 -104.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M3a Soziologische Methoden a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3b Soziologische Methoden b | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3c Soziologische Methoden c | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: