230501 Theorie und Geschichte der literarischen Vortragskunst (S) (WiSe 2025/2026)

"Man kennt die Werke der Dichter, u. selbst einige Stücke im prosaischen nicht genug, wenn man nicht weiß, daß sie durch Hülfe der Vorlesung am richtigsten verstanden, u. am lebhaftesten empfunden werden. Dieses ist so wahr, daß die Vorlesung, wenn nicht das einzige, doch das kürzeste Mittel ist, Schriften, die einige Schwierigkeit haben, den Ungeübten verständlich zu machen. Man entbehret daher sehr viel, wenn man sich in einen einsamen Winkel sezt, u. den Schall sieht. Man entzieht sich auf diese Weise, schnellern, lebhaftern und genauern Vorstellungen, von denen Dingen, durch welche uns gute Schriften unterhalten, u. zugleich des Vergnügens des Ohrs und der gemeinschaftlichen Theilnehmung."
Mit diesen Worten formuliert Friedrich Gottlieb Klopstock eine Überzeugung, die zur Herausbildung einer spezifisch modernen Form der literarischen Vortragskunst führt. Es ist die These eines epistemischen Mehrwerts des Gehörten gegenüber dem still Gelesenen. In diesem Seminar wollen wir uns einerseits Wissen über die Geschichte dieser literarischen Vortragskunst aneignen, das Phänomen andererseits aber auch theoretisch-methodologisch besser zu fassen versuchen und in der Praxis kennenlernen und analysieren. Geplant sind Besuche bei den Literaturtagen Bielefeld (Programm wird im August veröffentlicht), der Literarischen Gesellschaft Ostwestfalen Lippe (25.11.) und der Reihe "Eine Universität, ein Buch" (03.12./20.01.). Die besuchten Veranstaltungen werden wir im Anschluss im Seminar analysieren. Integriert ist außerdem ein Blocktermin mit Workshop mit Reinhart Meyer-Kalkus, in dem ein neuer Forschungsansatz zur Theorie der literarischen Vortragskunst vorgestellt und diskutiert werden soll.

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