Im Seminar befassen wir uns zuerst mit der rechtlichen Situation und gesellschaftlichen Positionierung der jüdischen Bevölkerung im deutschen Sprach- und Kulturraum des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts. Ausgehend von einem kultur- und sozialgeschichtlichen Blick auf das Judentum jener Zeit steigen wir im zweiten Schritt anhand der Schriften von Moses Mendelssohn und Hartwig Wessely in eine vertiefte bildungstheoretische und ideengeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Denken der jüdischen Aufklärung (Haskalah) ein. Wir fragen dabei, wie jüdische Aufklärer (Maskilim) mit ihrem Bildungsverständnis zwischen Tradition und Modernisierung, zwischen Identität, Religiosität, Vernunft und Fortschrittsglauben zu vermitteln suchten und damit der Integration in das entstehende Bürgertum den Weg ebneten. Bildung wurde zu kulturellem Kapital, das sich für Anerkennung und Aufstieg einsetzen ließ. Vor dem Hintergrund der bildungstheoretischen Überlegungen beleuchten wir drittens in eigenen Recherchen die Institutionalisierung der modernisierten jüdischen Bildung und Erziehung, etwa im Kontext von Schulgründungen wie der Jüdischen Freischule Berlin. Wir kontrastieren diese sanften Schritte zur Verbürgerlichung mit dem Eifer eines Herz Hombergs, der seine aufklärerischen Reformideen in Galizien mit Zwang und behördlicher Gewalt durchzusetzen suchte. Abschließend gilt es erneut, das Streben der jüdischen Aufklärung nach Emanzipation im gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang zu reflektieren. Dabei werfen wir auch einen Blick auf das im Anschluss an die Aufklärung aufkommende neuhumanistische Bildungsverständnis, das in seiner Fokussierung auf individuelle Bildung deren Verwobenheit in Macht- und Herrschaftsverhältnisse weitgehend ausblendete. Im Seminar wird neben der Lektüre historischer und bildungsphilosophischer Texte auch die Beteiligung an der gemeinsamen und eigenständigen Recherche und Archivarbeit erwartet.
In dieser Veranstaltung findet ein Platzvergabeverfahren statt. Bitte informieren Sie sich hier über den Ablauf: https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/studium-und-lehre/studiendekanat/studienorganisation/platzvergabe/
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Di | 16-18 | U2-119 | 09.04.-16.07.2024 |
Module | Course | Requirements | |
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25-BE-IndiErg3_a IndiErg: Bildung und Didaktik | E1: Bildung: Theorien und Institutionen | Study requirement
Ungraded examination |
Student information |
E3: Bildung: Theorien und Institutionen oder Didaktische Modelle und Lernräume | Study requirement
Ungraded examination |
Student information | |
25-BE11 Abschlussmodul | E1: Seminar | Study requirement
|
Student information |
25-BE8 Bildung: Theorien und Institutionen | E1: Bildungstheorie und -geschichte | Study requirement
|
Student information |
25-FS-BE8 Bildung: Theorien und Institutionen | E1: Bildungstheorie und -geschichte | Study requirement
Ungraded examination |
Student information |
25-UFP2 Institutionen des Bildungs- und Erziehungswesens | E2: Bildungs- und Schultheorien | Study requirement
|
Student information |
- | Graded examination | Student information | |
25-UFP2_a Institutionen des Bildungs- und Erziehungswesens | E2: Bildungs- und Schultheorien | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
A corresponding course offer for this course already exists in the e-learning system. Teaching staff can store materials relating to teaching courses there: