Das Ziel des Seminars ist es, Darstellungen der Lebensgeschichten zu analysieren, die Handelnde bzw. Betroffene aus ihrer Perspektive erzählen. Auf der Grundlage von spontanen Erzählungen von interviewten Personen werden die Handlungsabläufe und ihre Bedingungen rekonstruiert sowie die dabei relevanten subjektiven Wahrnehmungen sowie Selbst- und Weltdeutungen der Akteure in ihre sozialen Geprägtheit analysiert. Man geht dabei von der Voraussetzung aus, dass sich in individuellen Lebensgeschichten zentrale Strukturen und Einflüsse der allgemeinen sozialen und kulturellen Lebensverhältnisse spiegeln, unter denen Menschen leben. Zugleich gestalten die Menschen ihre Lebensverläufe eigenständig mit und beeinflussen damit auch ihre Lebensumstände. Die Analyse der Herausbildung von biographischen Konstellationen und Mustern angesichts der Lernmöglichkeiten, die den Subjekten geboten oder aber auch verwehrt werden, ist eine wichtige Aufgabe der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung. Sie findet daher ihre Forschungsgegenstände und die Umsetzung ihrer Erkenntnisse in vielen pädagogischen Feldern, die von der Schule über die berufliche Bildung und Erwachsenenbildung bis zur Migration, der Sozialen Arbeit sowie den Medien reichen, denn Pädagogisches Handeln hat immer auch einen biographischen Bezug.
Den TeilnehmerInnen dieses Seminars sollen nach einer Einführung in die Methodologie und der Forschungsmethoden der Biographieforschung die Fähigkeit erlernen, zum einen biographisch-narrative Interviews durchzuführen und zum anderen anhand vorgegebener transkribierter Interviewpassagen, diese Texte narrationsanalytisch auszuwerten.
Die erzähltheoretischen und biographietheoretischen Grundlagen dieser Lehrveranstaltung basieren auf dem Ansatz von Fritz Schütze. Die Analyse des narrativen Interviews eines Einzelfalles wird über die vier Ablaufschritte der (a) formalen Textanalyse, (b) der strukturell-inhaltlichen Beschreibung, (c) der analytischen Abstraktion und (d) der Wissensanalyse realisiert und mit den TeilnehmerInnen eingeübt.
Master of Arts: Voraussetzung ist die Zulassung zum Master of Arts Erziehungswissenschaft
Fuchs-Heinritz, Werner (2009): Biographische Forschung. Eine Einführung in Praxis und Methoden. 4. Aufl. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Kleemann, Frank/Krähnke, Uwe/Matuschek, Ingo (2013): Interpretative Sozialforschung. Eine praxisorientierte Einführung. Mit CD-ROM bzw. Online-Zusatzmaterial, 2. Aufl. Darin: Kap. 3: Narrationsanalyse, S. 63-110. Wiesbaden: Springer VS.
Krüger, Heinz-Hermann/Marotzki, Winfried (Hrsg.) (2006): Handbuch erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung. 2. Aufl. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Küsters, Ivonne (2009): Narrative Interviews. Grundlagen und Anwendungen. 2. Aufl. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.
Rosenthal, Gabriele (2015): Interpretative Sozialforschung. Eine Einführung. 5. Aufl. Weinheim u. Basel: Beltz Juventa.
Sackmann, Reinhold (2007): Lebenslaufanalyse und Biographieforschung. Eine Einführung. Wiesbaden. Verlag für Sozialwissenschaften
Schütze, Fritz (1983): Biographieforschung und narratives Interview. In: Neue Praxis. Kritische Zeitschrift für Sozialarbeit und Sozialpädagogik 13. (1983), 3, S. 283-293.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-ME2 Methodologien und Methoden empirischer Forschung | E1: Methodologien und Methoden qualitativer Forschung | Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
25-MeWi-HM6 (Neue) Medien und Lernen | Lehrveranstaltung I | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung II | Studienleistung
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Studieninformation | |
Lehrveranstaltung III | Studienleistung
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Studieninformation | |
30-MeWi-HM4 Methoden der Medienforschung | Lehrveranstaltung I | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Lehrveranstaltung II | Studienleistung
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Studieninformation | |
Lehrveranstaltung III | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Regelmäßige Teilnahme
a) Studienleistung:
Interpretation und Analyse von Textsequenzen eines biographisch-narrativen Interviews, die in Form von Gruppenarbeiten (Übungen) in einigen ausgewählten Seminarsitzungen anzufertigen und zu protokollieren sind.
b) Modulprüfung:
Benotete oder unbenotete Einzelleistung: Schriftliche Hausarbeit: Analyse (von Teilen) eines autobiographischen Interviews.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: