Der Schatten der Überwachung begleitet das Kino von Anfang an. Sein mechanischer Blick stand immer schon im Zeichen der Möglichkeit von Voyeurismus und heimlicher Beobachtung einerseits, von arbeitsanthropologischen Bewegungs- und Effizienzoptimierungsstudien der wissenschaftlichen Betriebsführung andererseits.
Die Emergenz und Verbreitung von Technologien audiovisueller Überwachung im 20. Jahrhundert haben den Film nicht nur begleitet, sie kommunizierten auch immer mit seiner Technik und Ästhetik, haben sie stets heimgesucht, als Bilder und Töne einer anderen Ordnung, als ihr anderes, aber auch als narratives Mittel, das in die Struktur filmischer Erzählweisen selbst eingewandert ist.
Insbesondere das Dispositiv des Closed Circuit TV, seine Vorläufer und digitalen Nachfolger haben die Bild- und Tonsphären des Kinos und auch der Videokunst herausgefordert und ihnen zugleich ein audiovisuelles Repertoire geliefert, das immer noch Bild- und Tonforschungen, Remediationen und Operationen der Bildunterscheidung anstößt und ermöglicht.
Diese Epoche des CCTV scheint inzwischen bereits historisch zu sein, so wie jene des photochemischen Films selbst, aber während die Dataveillance der Gegenwart Kino, Kunst und ihre Repräsentationsökonomien vor neue Herausforderungen stellen, sind die alten audiovisuellen Überwachungssysteme immer noch Teil des kulturellen und sozialen Imaginären. Während die feeds der Satelliten und Drohnen gleichzeitig allgegenwärtig sind und stets autonomer werden, stellen Kino und auch Videokunst immer noch die privilegierten Orte dar, an denen ihre Logiken und Logistiken und die Epistemologie ihrer „Bilder“ untersucht oder verhandelbar werden.
Das Seminar wird in die Beziehung von Film und Überwachung einführen und seine Geschichte und Theorien diskutieren. Im Zentrum werden einige zentrale Repräsentationen und Operationen von audiovisueller Überwachung stehen, anhand derer zentrale Begriffe einer (Film-)Theorie der Überwachung (wie Panoptismus und Synopticon, liquid surveillance und data mining, Voyeurismus und Scopophilie, Synchronisation und suture) diskutiert und audiovisuelle Überwachung als Autoreflexionsmodus des Kinos, seiner Blickstrukturen, Raumkonstruktionen, Zeitlichkeit und Subjektivitäten in den Blick genommen werden sollen. Erarbeitet wird dies über die Analyse von Filmsequenzen vor dem Hintergrund ausgewählter Beispielanalysen. Das Seminar soll so Grundkompetenzen in der Analyse audiovisuellen Materials vermitteln.
Diskutiert werden u. a. Filme von Alfred Hitchcock, Francis Ford Coppola, Brian De Palma, Tony Scott und Harun Farocki.
Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre englischsprachiger wissenschaftlicher Texte ist erforderlich.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-BKG-HM Hauptmodul Bild- und Kunstgeschichte der Moderne | Seminar zur Bild- und Kunstgeschichte der Moderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: