230181 Ordnung vs. Individualität. Mittelalterliche Literatur und Systemtheorie (S) (WiSe 2017/2018)

Individualität wird heute großgeschrieben. Gern wird in der Werbung davon gesprochen. So hieß es z.B. in einem Slogan der Marke >Head & Shoulders< 2007: „Für mehr Individualität gegen Schuppen!“ Aber was genau wird unter diesem Begriff verstanden? Auch der Soziologe Niklas Luhmann ist dieser Frage nachgegangen. Eingang haben seine Gedanken – nicht nur zur Individualität – ebenfalls in die Literaturwissenschaft gefunden. Vertreter/innen dieses Disziplinzweiges haben zunächst primär die Literatur des 18. und 19. Jhs. zu ihrem Hauptuntersuchungsfeld auserkoren. Besonders, weil sich hier der soziale Wandel einer stratifikatorischen zu einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft gut beobachten lässt. Nur langsam wächst das Interesse, die vormoderne Literatur systemtheoretisch zu untersuchen. Genau dies wird im Seminar gemacht. Und zwar, soll der Fragestellung nachgegangen werden, wie konkret Individualität im Kontrast zur gesellschaftlichen Ordnung in mittelalterlichen Texten verhandelt wird.

Daher wird die Bereitschaft aller Teilnehmer/innen vorausgesetzt, auch Texte, die in älteren deutschen Sprachstufen verfasst sind, im Original zu lesen.