Gibt es so etwas wie eine "Ökonomie der Bücher" als eine spezifische Art der Ökonomie? Ist das Verlegen und das Handeln mit Büchern nicht letztlich ein Geschäft wie jedes andere auch? Augenfällig ist allemal, daß Buchverleger in der Außendarstellung dazu neigen, ihre zweifellos vorhandenen ökonomischen Interessen sehr in den Hintergrund zu stellen, um statt dessen ihren - vermeintlichen oder tatsächlichen - kulturellen Auftrag zu betonen. Auch die Frankfurter Buchmesse wollte seit ihrem Neubeginn nach 1945 immer mehr sein als nur ein Handelsplatz für Bücher, man denke nur an die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in Gegenwart hoher staatlicher Repräsentanten. Ähnliches lässt sich über den Fachverband der Branche, den Börsenverein des Deutschen Buchhandels, sagen: Einerseits erfolgreicher Wirtschaftsverband und damit nicht zuletzt politischer Akteur, legte der Börsenverein andererseits in der Selbstbeschreibung bis in die 1970er Jahre hinein einen deutlichen Akzent auf das Anliegen, die "kulturellen Aufgaben" des Gesamtbuchhandels "zu sichern und zu fördern".
Im Seminar wollen wir versuchen, einige wichtige Organisationen und Institutionen des westdeutschen Literaturbetriebs etwas genauer im Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Kultur und Politik zu verorten und Tendenzen und Entwicklungen zu erarbeiten. Neben ausgewählten Verlagen und Verlegern werden der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Frankfurter Buchmesse sowie die Literaturproduzentenbewegung in den Blick genommen. Dabei wird aufgrund der Quellen- und Literaturlage ein Schwerpunkt auf den Zeitraum von 1949 bis 1973 gelegt.
Frank Benseler/Hannelore May/Hannes Schwenger, Literaturproduzenten! Berlin 1970; Raimund Fellinger Red., Kleine Geschichte der edition suhrkamp, Frankfurt a.M. 2003; Stephan Füssel u.a. Hg., Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 1825-2000. Ein geschichtlicher Aufriß, Frankfurt a.M. 2000; ders. Hg., 50 Jahre Frankfurter Buchmesse, Frankfurt a.M. 1999; Albrecht Götz von Olenhusen, "Die freie Assoziation der Produzenten". Autoren- und Kollektivverlage 1919-1973, in: Leipziger Jahrbuch für Buchgeschichte 1999, 303-331; Ulrich Ott/Friedrich Pfäfflin Hg., Protest! Literatur um 1968, Tübingen 1998; Hans-Helmut Röhring, Wie ein Buch entsteht. Einführung in den modernen Buchverlag, Darmstadt 2003; Helmut Schanze, Samuel Fischer - Peter Suhrkamp - Siegfried Unseld. Vorüberlegungen zu einer Verlegertypologie im 20. Jahrhundert, in: Günther Schulz Hg., Geschäft mit Wort und Meinung. Medienunternehmer seit dem 18. Jahrhundert, München 1999, 147-163; Ute Schneider, Der unsichtbare Zweite. Die Berufsgeschichte des Lektors im literarischen Verlag, Göttingen 2005; Erhard Schütz u.a. Hg., Das BuchMarktBuch. Der Literaturbetrieb in Grundbegriffen, Reinbek 2005; Peter Urban Red., Das Buch vom Verlag der Autoren 1969-1989. Beschreibung eines Modells und seiner Entwicklung, Frankfurt a.M. 1989; Reinhard Wittmann, Geschichte des deutschen Buchhandels, München 2. Aufl. 1999; ders., Der Carl Hanser Verlag 1928-2003. München 2004; Edda Ziegler, 100 Jahre Piper. Die Geschichte eines Verlags, München 2004.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Modul 2.2; Modul 2.4; Modul 2.8 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | Modul 2.4 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig |