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„Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“

Veröffentlicht am 27. Mai 2011, 12:39 Uhr
Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt Sonderforschungsbereich /
8,7 Millionen Euro für zunächst vier Jahre

Ob dick oder dünn, männlich oder weiblich, jung oder alt – Menschen sind verschieden. Neben physischen Merkmalen unterscheiden sie sich in Nationalität und Ethnizität, durch kulturelle Vorlieben, Lebensstile, Einstellungen, Orientierungen und Weltanschauungen, durch ihre Kompetenzen, Qualifikationen und Eigenschaften sowie ihren Beruf. Doch wie entstehen aus solchen Heterogenitäten soziale Ungleichheiten? Welche sozialen Mechanismen stehen dahinter? Diesen Fragen geht der neue Sonderforschungsbereich (SFB) „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ an der Universität Bielefeld nach, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am 25. Mai bewilligt hat.
Es ist seit zehn Jahren der erste neue soziologische SFB.

Die Professoren Thomas Faist und Martin Diewald präsentieren gemeinsam mit Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (v.l.) den 400 seitigen SFB-Antrag
Die Professoren Thomas Faist und Martin Diewald präsentieren gemeinsam mit Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer (v.l.) den 400 seitigen SFB-Antrag
Die sozialwissenschaftliche Ungleichheitsforschung gliedert sich in spezialisierte Forschungsfelder wie Bildung, Arbeitsmarkt, Gerechtigkeit, Migration, Gesundheit oder Gender. Ein Ziel des SFB, der die Nummer 882 erhält, ist es, diese Felder zusammenzuführen und nach ge meinsamen Mechanismen der Entstehung von Ungleichheit zu forschen, um eine Typologie dieser Mechanismen zu erstellen. An dem SFB sind 15 Professuren sowie die Bibliothek der Universität Bielefeld beteiligt. Neben der Soziologie sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultäten für Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaft, Rechtswissenschaft und Gesundheitswissenschaften sowie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Berlin, und der Universität Nürnberg-Erlangen eingebunden. Die Fördersumme der DFG beträgt 8,7 Millionen Euro über einen Zeitraum von zunächst vier Jahren, beginnend ab dem 1. Juli. Es werden Stellen für mehr als 40 Doktoranden und Postdoktoranden sowie für nichtwissenschaftliches Personal geschaffen. Neben der Forschung ist auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein zentrales Anliegen. Für die Doktorandenausbildung schafft der SFB daher ein integriertes Graduiertenkolleg. Darüber hinaus soll ein Dateninfrastrukturprojekt zur Archivierung, Aufbereitung und Bereitstellung der erhobenen Daten eingerichtet werden.

Sprecher des neuen SFB ist der Soziologe Professor Dr. Martin Diewald (Sozialstrukturanalyse). Er hat gemeinsam mit seinem Fachkollegen und Stellvertreter Professor Thomas Faist PhD (Transnationalisierung, Entwicklung und Migration) sowie den weiteren Beteiligten mehr als drei Jahre an dem Antrag gearbeitet.

„Wir freuen uns sehr über das Vertrauen in unsere Arbeit“, so Professor Dr. Martin Diewald. „Es war ein hartes Stück Arbeit bis hierhin. Jetzt können wir endlich mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Ich habe die letzten Jahre einen großen Teil meiner Energie dafür verwendet, dass dieser Punkt erreicht wird. Das Thema ist schließlich auch eines, das nicht nur wissenschaftlich von Bedeutung ist, sondern auch eine erhebliche und allem Anschein nach sogar zunehmende gesellschaftspolitische Relevanz besitzt. Das öffentliche Interesse an fundierten Analysen in diesem Bereich ist groß. Wir streben eine enge Verzahnung von Theorieentwicklung und empirischen Untersuchungen sowie eine nachhaltige Strategie der Datenproduktion und -weitergabe an. Wir hoffen, dass diese Herangehensweise über die Themenstellung des SFB hinausreichend beispielgebend für die Entwicklung der beteiligten Fächer sein wird.“

„Für die Fakultät für Soziologie ist die Bewilligung dieses Sonderforschungsbereiches ein sehr großer Erfolg, über den wir uns sehr freuen“, ergänzt Professorin Dr. Veronika Tacke, Dekanin der Fakultät für Soziologie. „Bereits seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren steht die Bielefelder Fakultät für Soziologie für eine einmalige Kombination von soziologischer Theoriebildung und empirischen Forschungen. Sie hat die sozialwissenschaftliche Forschungslandschaft in vielen Hinsichten mitgeprägt. Ich bin sicher, dass der SFB dazu beitragen wird, die Bedeutung des Standortes Bielefeld in der Soziologie national, aber auch international in Zukunft noch zu unterstreichen und zu steigern. Ich gratuliere allen beteiligten Wissenschaftlern und wünsche ihnen auch für die nunmehr beginnenden Forschungsvorhaben viel Erfolg.“

„Ein Sonderforschungsbereich ist Prädikat für herausragende Forschung – an der Universität Bielefeld sind es nun aktuell fünf SFBs, was für eine Universität von unserer Größe eine besondere Forschungsstärke signalisiert“, erklärt Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer. „Die Bielefelder Sozialwissenschaftler, und an ihrer Spitze die Soziologen, beweisen mit diesem SFB wieder einmal ihr internationales Niveau. Dieser Sonderforschungsbereich stärkt einen der zentralen Schwerpunkte unseres Forschungsprofils. Ich gratuliere Professor Diewald und allen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ganz herzlich. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement.“

Die Bielefelder Soziologie kann bereits mit der gemeinsam mit der Geschichtswissenschaft aufgebauten Exzellenz-Graduiertenschule „Bielefeld Graduate School in History and Sociology“ eine herausragende wissenschaftliche Einrichtung aufweisen. Darüber hinaus hat der schwerpunktmäßig von Soziologen und Geschichtswissenschaftlern getragene Cluster-Antrag "Communicating comparisons. From the onset of modernity to world society" in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder die Endrunde erreicht. Im September wird die Universität Bielefeld dazu einen Vollantrag einreichen.

Insgesamt wurden von der DFG 21 neue Sonderforschungsbereiche genehmigt, die am 1. Juli ihre Forschungen aufnehmen.

Mit dem SFB „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ entsteht der aktuell fünfte Sonderfor-schungsbereich an der Universität Bielefeld. Die laufenden Sonderforschungsbereiche sind:
  • „Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte“ (SFB 584, seit 2001), Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Fakultät für Rechtswissenschaft, Fakultät für Soziologie
  • „Physik von Einzelmolekülprozessen und molekularer Erkennung in organischen Systemen“ (SFB 613, seit 2002), Fakultät für Physik, Fakultät für Chemie und Fakultät für Biologie
  • „Spektrale Strukturen und Topologische Methoden in der Mathematik“ (SFB 701, seit 2005), Fakultät für Mathematik
  • „Alignment in Communication“ (SFB 673, seit 2006),
  • Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft, Technische Fakultät
Beteiligung:
  • „Modellbasierte Regelung der homogenisierten Niedertemperatur-Verbrennung“ (SFB 686, seit 2006 an der RWTH Aachen), Fakultät für Chemie

Sonderforschungsbereiche sind langfristig angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Sie werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung anspruchsvoller, aufwändiger und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben durch Konzentration und Koordination der in einer Hochschule vorhandenen Kräfte. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Gleichstellung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gehören zu den besonderen Aufgaben eines Sonderforschungsbereichs. Die Dauer der Förderung beträgt in der Regel bis zu zwölf Jahren, wobei eine Förderperiode vier Jahre umfasst.

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