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Das rechtschaffene Unternehmen

Veröffentlicht am 2. November 2015, 15:14 Uhr
Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld befasst sich mit Regeln für die Rechtmäßigkeit

Preis- und Mengenabsprachen zwischen Unternehmen, Gebiets- und Kundenaufteilungen gab es bereits in der Antike, und schon damals schädigten sie die Kunden der beteiligten Unternehmen. Heute steht „Compliance“ für Regeln, mit denen sich Unternehmen selbst korrektes Verhalten verordnen. Die Tagung „Compliance? Ja, nein, vielleicht“, die Forschende am 6. und 7. November am Bielefelder Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) veranstalten, analysiert die Chancen und Grenzen dieser Regeln. Dabei wird es nicht nur um rechtliche Rahmenbedingungen und ökonomische Anreize gehen, sondern auch um die Psychologie der Compliance-Programme.


Anders als in der Antike sollen heute Wettbewerbsbehörden die Kunden vor unzulässigen Absprachen der Unternehmen schützen. Auch die Unternehmen selbst scheuen angesichts steigender Bußgelder, Schadensersatzzahlungen und Verfahrenskosten Absprachen mit Wettbewerbern immer mehr. Und sie investieren verstärkt in Compliance-Programme, die rechtskonformes Verhalten ihrer Mitarbeiter fördern sollen. „Kartellrechtliche Compliance ist ein interdisziplinäres Thema. Wir möchten die bislang vernachlässigten Schnittstellen zwischen den relevanten Disziplinen ausleuchten“, erklärt Dr. Johannes Paha (Justus-Liebig-Universität Gießen), der Organisator der Tagung. Mit den „harten“ Compliance-Regeln befassen sich zum Beispiel Ökonomen und Juristen. Sie müssen ausloten, wie sich etwa Schadensersatzforderungen des Unternehmens an die Mitarbeiter, Beförderungsstopps oder das Nichtzahlen von Boni umsetzen lassen. Dabei bleiben Absprachen eine Gratwanderung, denn gemeinsame Forschung oder andere Kooperationen ließen sich oft nur so realisieren. Ist ein Vorgesetzter in seinem rechtskonformen Handeln ein gutes Beispiel für seine Mitarbeiter, ist das ein weicher Compliance-Faktor. Wie ein Chef die Vorbildfunktion gut ausfüllt, damit beschäftigen sich Ökonomen und Psychologen.

Die Tagung geht zudem der Frage nach, ob Unternehmen verstärkt in Compliance-Programme investieren, wenn Behörden ihnen dann niedrigere Bußgelder in Aussicht stellen. Sowohl Wissenschaft als auch Praxis sind in dieser Frage gespalten. Während solche Förderprojekte im Kampf gegen Korruption durchaus funktionieren, seien viele Wettbewerbsbehörden hier deutlich zurückhaltender, meint Johannes Paha. „Wir werden nicht nur die Positionen renommierter Wissenschaftler zu diesem Thema kennenlernen, sondern auch die Position der Monopolkommission diskutieren.“

Die Tagungssprache ist Englisch. Pressevertreter sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten.

Tagungszeit:
Freitag, 6. November, 9 bis 18.30 Uhr  
Samstag, 7. November, 9.30 bis 15.30 Uhr   

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2015/09-25-Paha.html

 
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