Topic of the PhD project:
About the fluidity of gender and sex(uality) within experiences of “squirting” and other genital fluids
For my PhD project I conducted qualitative interviews and spoke with trans*, non-binary, inter*, agender people and (queer) cis women about their experiences of genital fluids, focusing especially on the phenomenon of “squirting”. Based on the narrations of my interviewees I investigate into the bodily and gendered experience of squirting and other (sexual) practices with genital fluids. What interests me most is the intricacy of gender and sex(uality) as well as the process of change they undergo within the biographies of my interviewees. How is their gendered being in the world related to the sexual practices they live and their experiences of genital fluids? How are these experiences constituted by historical conditions, the production of medical knowledge, and social norms regarding gender and sex(uality)?
Thema des Promotionsprojekts:
Verkörperungen und Materialisierungen von Geschlecht am Beispiel ejakulierender Vulven – Eine ethnografische Erforschung eines körperlich-leiblichen Phänomens
Der Begriff „squirting“ bezeichnet die Flüssigkeitsexpulsion aus der Vulva, zumeist ihrer Harnröhre, bei Stimulation oder Erregung. Die ejakulierte Flüssigkeit wird vor allem in den Paraurethraldrüsen gebildet und unterscheidet sich quantitativ und in ihrer bio-chemischen Beschaffenheit von Lubrikationsflüssigkeiten und Urin (vgl. Wimpissinger 2007; Zaviacic 2002). Über dieses Phänomen ejakulierender Vulven wissen – trotz medizinischer Forschungslücken – mittlerweile immer mehr Menschen Bescheid. Dennoch können Schamgefühle im eigenen Erleben solcher Ejakulationen und im Sprechen darüber nach wie vor eine große Rolle spielen (vgl. zur Nieden 1994).
Wie genau wirken sich Schamgefühle und medizinisches Nicht-/Wissen auf das eigene Erleben von solchen Ejakulationen aus? Wie hängt das Nicht-/Ejakulieren mit der eigenen und gesellschaftlichen Vorstellung vom binären Geschlechtskörper (vgl. Butler 1990, 1993) zusammen bzw. damit, was es bedeutet als ein bestimmtes Geschlecht zu einer gewissen historischen Zeit zu existieren (vgl. Maihofer 1995)? Und inwiefern trägt das hegemoniale binäre Geschlechterverständnis dazu bei, dass Vulven in (ver)westlich(t)en Gesellschaften weniger ejakulieren als vielmehr injakulieren? (Beim Injakulieren – auch als retrograde (d.h. rückwärtsläufige) Ejakulation bezeichnet – wird das Ejakulat zwar von den Paraurethraldrüsen produziert, aber nicht nach außen abgegeben, sondern über die Harnröhre in die Blase geleitet (vgl. Cabello 1997; Gilliand 2009).)
Mit diesen Forschungsfragen und einem geschlechtstheoretischen sowie erlebensbezogenen Ansatz wird das Phänomen in-/und ejakulierender Vulven empirisch untersucht. Methodisch wird die ethnografische Herangehensweise begleitet durch erlebensbezogene Interviews (nach König/Jäger 2017). Gleichzeitig will das Dissertationsprojekt bio-medizinisches, gesundheitswissenschaftliches und (frauen)heilkundiges Wissen zu Rate ziehen und mit naturwissenschaftlichen Diskursen und (Labor-)Forschungen in Dialog treten. Das Anliegen des Projekts ist es, zu einem fundierteren Verständnis der gesellschaftlichen, historischen und materiellen Komplexität dieser Phänomene beizutragen und dabei die geschlechtlichen Aspekte des körperlich-leiblichen Erlebens von In-/ und Ejakulationen zu durchleuchten.