Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Geschlechtersoziologie (Prof. Lengersdorf)
Akademischer Werdegang
Seit August 2024:
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich für Geschlechtersoziologie bei Prof. Dr. Diana Lengersdorf
Mai 2021-August 2024:
Kollegiat und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Graduiertenkolleg „Geschlecht als Erfahrung“ des Interdisziplinären Zentrums für Geschlechterforschung an der Universität Bielefeld
2019–2021:
wissenschaftliche Hilfskraft an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg
2012–2020:
Studium der Soziologie und Islamwissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Dissertationsprojekt:
Stärke spüren, Muskeln sehen - Erzählte Körper-Selbst-Verhältnisse von trans* und nicht-binären Menschen und cisgeschlechtlichen Lesben im Kraftsport (Arbeitstitel)
Abstract:
Das Dissertationsprojekt untersucht in narrativen Interviews hergestellte Körper-Selbst-Verhältnisse von trans* und nicht-binären Personen sowie cisgeschlechtlichen Lesben, die Kraftsport betreiben. Das Forschungsprojekt ist theoretisch zwischen phänomenologischen und poststrukturalistischen Konzepten angesiedelt und versucht, die Arten und Weisen, wie Körper gesehen und gefühlt - kurz: wahrgenommen - werden, einer subjektivierungstheoretischen Lektüre zu unterziehen. Dafür wird in einem ersten Schritt eine phänomenologische Konzeption des gefühlten Körpers in Anschluss an Maurice Merleau-Ponty mit dem Begriff des Selbstverhältnisses in Anschluss an Michel Foucault verknüpft. In einem zweiten Schritt wird ein methodologischer Rahmen konzipiert, um Selbstverhältnisse in narrativen Interviews zu analysieren. Von zentraler Bedeutung ist die Herstellung von Körper-Selbst-Verhältnissen auf 2 verschiedenen Analyseebenen im Interview: Auf der Ebene dessen, was wie erzählt wird sowie auf der Ebene der Interaktion zwischen Interviewer*in und Interviewten. In der Zusammenschau beider Ebenen lässt sich im Interview eine Erfahrung analysieren, die über das inhaltlich Gesagte hinausgeht. Diese Analyseperspektive dezentriert die Ich-Perspektive eines sprechenden Subjekts und bindet sie an die relationale Herstellung in der Interviewsituation zurück.
In der Analyse der hergestellten Körper-Selbst-Verhältnisse zeigt sich Kraftsport als Möglichkeit, zu sich selbst auf eine Weise in Beziehung zu treten, welche schmerzhafte Diskriminierungs- und Abwertungsverfahren auszublenden vermag und stattdessen die Imagination eines starken und selbstgenügsamen Selbst zu erzeugen. Der im Sozialisationsprozess durch die Blicke Anderer normativ zugerichtete Körper wird durch eine Wendung auf sich selbst auf neue Weisen spürbar. Darin verändert sich nicht nur das Körpergefühl, sondern auch die Weise, wie Körper gesehen werden. Gleichzeitig bleiben diese neuen Blicke stets auf die hegemoniale Ordnung verwiesen – die Arbeit am eigenen Sehen und Spüren wird somit zur täglichen Routine, die im Kraftsport ihre praktische und metaphorische Umsetzung findet.
Forschungsschwerpunkte