In Uwe Johnsons Roman Jahrestage (1968-1983) werden anhand der Lebensgeschichte der Protagonistin Gesine Cresspahl individuelle Geschichtserfahrung und weltpolitisches Geschehen miteinander verknüpft. Uwe Johnson erzählt in den Jahrestagen nicht nur Gesines Leben in New York zwischen dem 20. August 1967 und dem 20./21. August 1968, sondern er berichtet und reflektiert auch die deutsche bzw. europäische Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Öffentliche und private Reflexion über Ereignis und Bedeutsamkeit im historischen Prozess verbinden sich in Johnsons großangelegter "Erzählcollage" ebenso wie die fiktionale und dokumentarische Sicht auf die Geschichte.
Die Frage nach dem Verhältnis von Erzählen und Erinnern, aber auch erzähltheoretische und medienästhetische Aspekte sollen in der Stud. AG genauer erörtert werden. Zu fragen wäre beispielsweise, welcher Zusammenhang zwischen Erinnern und Erzählen besteht und in welcher Weise Literatur als "Erinnerungsraum" oder Reflexionsmedium funktioniert und ästhetisch gestaltet werden kann. Dabei spielt auch die historische Einbettung des Romans, dessen Entstehungsprozeß nahezu zwei Jahrzehnte umfaßt, eine Rolle. Läßt sich der Roman als Geschichtsepos lesen? Was leistet Literatur für das Verständnis von Geschichte? Welches Geschichtsverständnis und welche erzähltheoretischen Überlegungen werden über den Roman und die verschiedenen Erzählformen, die er miteinander in Einklang zu bringen versucht, selbst angeboten?
Im Rahmen der studentischen AG wollen wir uns zunächst gemeinsam einen Zugang zu Johnsons vielschichtigem Text erarbeiten, indem wir über unsere Lektüreeindrücke diskutieren und einzelne, besonders interessante Passagen genau untersuchen.
Den Ablauf der einzelnen Sitzungen werden wir bei unserm ersten Treffen gemeinsam festlegen. Ziel ist es, die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen und in die Gestaltung des Projektseminars einfließen zu lassen.
Scheinerwerb:
Studierende der alten Studiengänge können sich die Stunden dieser Veranstaltung (2 SWS) anrechnen lassen.
B.A.- und M.A.-Studierende können sich die aktive Teilnahme an dieser Veranstaltung für den Individuellen Ergänzungsbereich anrechnen lassen. Benotete Einzelleistungen können jedoch nicht erbracht werden.
Literatur zur Anschaffung:
Johnson, Uwe: Jahrestage: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl, Frankfurt a.M. 1972 ¿ 1983. (Es sind verschiedenen antiquarische Ausgaben günstig zu bekommen.)
Sekundärliteratur:
Bengel, Michael (Hrsg.): Johnsons Jahrestage, Frankfurt a.M., 1985.
Erll, Astrid: "Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen", in: Konzepte der Kulturwissenschaft: Theoretische Grundlagen - Ansätze - Perspektiven, hrsg. v. Ansgar und Vera Nünning, Stuttgart/Weimar 2003, S. 157-185.
Helbig, Holger u.A. (Hrsg.): Johnsons Jahrestage: Der Kommentar, Göttingen 1999. Der Kommentar ist außerdem online verfügbar unter: http://www.ndl.germanistik.phil.uni-erlangen.de/extras/johnkomm/default.html
Hofmann, Michael: Uwe Johnson, Stuttgart 2001.
Hofmann, Michael: Johnson-Jahrbuch, Göttingen seit 1994.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Master | (Einschreibung bis SoSe 2008) | MaGer-PB2a | |||||
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerPoB2; BaGerP2G | |||||
Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2009) | MaLit4 | |||||
Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2009) | MaLit9 |