300270 LEH: Soziologische Methoden quantitativ: Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt Teil 1 (LEH) (SoSe 2022)

Contents, comment

Zweisemestrige Lehrforschung, Sommersemester 2022 - Wintersemester 2022/2023

Lernziel

Erlernen einer Forschungstechnik zum empirischen Nachweis von Diskriminierung

Inhalt

Unter Diskriminierung wird die Ungleichbehandlung von Personen aufgrund kategorialer Zuschreibungen verstanden. Unterschiedliche Merkmale können im Vordergrund stehen: Geschlecht, Hautfarbe, Religion, Alter, Aussehen, Gewicht, sexuelle Orientierung und viele mehr.

Diskriminierung kann soziale Ungleichheit erzeugen und reproduzieren, indem sie Lebenschancen bestimmter Gruppen beeinträchtigt. Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt kann sozialräumliche Segregation begünstigen, Stigmatisierung befördern, Alltagskontakte zwischen Gruppen unterbinden und die Wohnkosten für Trägerïnnen spezieller Merkmale in die Höhe treiben.

Der empirische Nachweis ist nicht trivial. Die quantitative Forschung setzt vier grundlegende Verfahren ein:

  1. Die Erhebung diskriminierender Einstellungen einer Eigenen-Gruppe gegenüber einer Anderen-Gruppe, zumeist Mehrheiten gegenüber Minderheiten. Beispiel: Befragung der Wohnbevölkerung zu Vorteilen gegenüber religiösen Minderheiten.
  2. Die Erhebung von Diskriminierungserfahrungen auf seiten einer betroffenen Gruppe. Beispiel: Erhebung erlebter Diskriminierung bei Trägerïnnen religiös konnotierter Bekleidung.
  3. Die Analyse quantitativer Ungleichheit zwischen sozialen Kategorien, bei der zwischen den statistischen Effekten legitimer und illegitimer Merkmale unterschieden und auf Diskriminierung geschlossen wird, wenn der Nachweis eines Effekts illegitimer Merkmale unter Kontrolle aller vorstellbaren legitimen Einflußfaktoren gelingt. Beispiel: Nachweis eines gender pay gap unter Kontrolle der formellen Qualifikation, des Erwerbsumfangs, der Berufserfahrung etc.
  4. Der experimentelle Nachweis einer illegitimen Ungleichbehandlung unter Realbedingungen. Man spricht auch von Audits oder Realexperimenten. Sein Vorteil liegt in der Kontrolle der erklärenden Faktoren bei gleichzeitiger Randomisierung von Drittvariablen (etwa Probandïnnenmerkmalen), weshalb er den Nachweis von Diskriminierung am zuverlässigsten erlaubt. Die Ergebnisse bilden unter Umständen gerichtsfeste Beweise. Beispiel: Das US Department of Housing and Urban Development prüft mit Paired-Testing-Studien den diskriminierungsfreien Zugang zum Wohnungsmarkt einschließlich Immobilienkrediten und hat in der Vergangenheit mehrfach hohe Strafen wegen Ungleichbehandlung nach Hautfarbe und sexueller Orientierung verhängt.

In dieser Lehrforschung führen Sie als Gruppe ein vollständiges Feldexperiment (Verfahren 4) durch. Das bedeutet:

  • Sie entwickeln zusammen mit dem Veranstalter das Design einer eigenen Studie und erheben gemeinsam Daten, die allen Teilnehmerïnnen zur Verfügung stehen.
  • Sie entscheiden, welches Merkmal im Vordergrund steht (Geschlecht, Herkunft etc.) und welches Segment des Wohnungsmarkts beobachtet wird (WG-Zimmer, Ferienunterkünfte, allgemeiner Wohnungsmarkt etc.).
  • Sie beachten juristische, forschungsethische und logistische Vorgaben.
  • Sie prüfen mit statistischen Verfahren, ob Diskriminierung vorliegt.
  • Die Vorgehensweise orientiert sich an grundlegender Methodenliteratur.

Arbeitsweise

Wir werden nur eingeschränkt wie ein klassisches Seminar arbeiten und pragmatisch über Arbeitsformen entscheiden.

  • Plenumsveranstaltungen dienen der Information, Planung und Entscheidung. Entscheidungen werden bevorzugt über Konsensbildung und ggf. per Mehrheitsentscheid herbeigeführt.
  • Kleingruppensitzungen dienen der Abstimmung spezifischer Teilfragen.
  • Im Selbststudium bzw. in Individualarbeit werden Recherchen angestellt, Konzeptvorschläge erarbeitet, Daten analysiert und Berichte verfaßt.
  • Daten erheben Sie, wie, wann und wo es zweckmäßig ist. Die Arbeit wird auf alle Beteiligten umgelegt.
  • In Kolloquien stellen Sie Ihren Analyseansatz und Ihre Ergebnisse vor (Wintersemester).
  • Beratungstermine mit dem Veranstalter dienen der Klärung themenspezifischer Fragen und werden bedarfsabhängig mit Einzelpersonen und Kleingruppen anberaumt.

Vorläufige Ablaufplanung

Sommersemester 2022 (Plenum, evtl. Kleingruppen)

  • Diskussion konkreter Interessen der Studierenden
  • Recherche existierender Forschung
  • Sichtung realistischer Erhebungskonzepte
  • Entwicklung und Test des Experimentaldesigns

Vorlesungsfreie Zeit, Sommersemester 2022

  • Durchführungsphase (Feldzeit)

Wintersemester 2022/2023 (einzelne Plenumssitzungen, Kolloquium)

  • Datenedition
  • Datenanalyse
  • Kolloquiumstermine für Ihre Berichte: Gliederung, Argumentation, Methode

Vorlesungsfreie Zeit, Wintersemester 2020/2021 (Individualarbeit)

  • Verfassung Ihrer Berichte

Abgabe der Berichte bis 31.03.2023 (Papierfassung oder PDF per Email an den Veranstalter)

Ihre Leistungen

Die Mitwirkung in allen Phasen des Projektablaufs ist erforderlich. Besondere Bedeutung haben:

  • Beteiligung an der Entwicklung eines Erhebungsdesigns
  • Übernahme eines Kollektivgutbeitrags (z. B. Protokoll, thematisches Referat, Programmierung, Datenverwaltung, Analyseberatung)
  • anteilige Datenerhebung
  • Analyse der Daten und Verfassung eines individuellen Lehrforschungsberichts im Umfang von 30 Seiten

Voraussetzungen

  • Sie sollten grundlegende Kenntnisse der quantitativen empirischen Forschung in Trockenkursen erworben haben. Kenntnisse experimenteller Verfahren sind von Vorteil, können aber bedarfsspezifisch noch erworben werden. Ohne basale Statistikkenntnisse (Maße der zentralen Tendenz, Zusammenhangsmaße, Regression) ist die Teilnahme nicht sinnvoll.
  • Sie müssen einen erheblichen Zeitaufwand bewältigen können, denn wir werden intensiv und extensiv arbeiten. Der Zeiteinsatz ist mit insgesamt 60 Stunden Präsenzzeit und 180 Stunden Selbststudium veranschlagt.
  • Die Beherrschung eines Statistik-Softwarepakets wird vorausgesetzt. Für das Erlernen von Statistiksoftware außerhalb der Lehrforschung müssen Sie ggf. zusätzliche Zeitressourcen einplanen.
  • Thematische Affinität ist keine Voraussetzung. Professionelles Interesse ist ausreichend.

Raum

Zur Einführungssitzung trifft sich die Gruppe in Raum X-E1-245. Eine Lageskizze finden Sie unter http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/ksalentin/Find_my_office.htm (Raum ist gelb markiert).

Einführende Literatur

Hinz, Thomas; Auspurg, Katrin (2017): Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. S. 1-20 in: Scherr, Albert et al., Hg: Handbuch Diskriminierung. Wiesbaden: Springer, https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-658-11119-9_21-1 , https://www.researchgate.net/profile/Katrin-Auspurg/publication/315352082_Diskriminierung_auf_dem_Wohnungsmarkt/links/5ba7d66245851574f7e0af1d/Diskriminierung-auf-dem-Wohnungsmarkt.pdf .

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30-M-Soz-M3_LF1 Lehrforschung in Soziologische Methoden Seminar 1 Study requirement
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If the reference number is used for several courses in the course of the semester, use the following alternative address to reach the participants of exactly this: VST_250850266@ekvv.uni-bielefeld.de
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