Zur Bildung gehört die Fähigkeit fremde Sprachen zu sprechen und zu verstehen. Der Status einer Sprache wiederum ist eng mit politischer, wirtschaftlicher und kultureller Macht verknüpft. In der LV wollen wir zunächst herausfinden, was man eigentlich mit Bildung meint bzw. wie wir uns einen gebildeten Menschen vorstellen.
Bildung ist so viel mehr als Wissen. Der Begriff umfasst ein Sammelsurium an Kompetenzen, Haltungen und Verhaltensweisen, und zwar der Welt, sich selbst und anderen gegenüber. Er impliziert demnach auch normative Erwartungen, die sich historisch und politisch durch den Wertekanon unserer Gesellschaft und Kultur stellen. Hier gilt es gemeinsam konkrete Vorstellungen zu identifizieren und deren Aussagegehalt zu diskutieren.
Tradierte Bildung zielt auf eine freigeistige, ästhetische und autonome Persönlichkeitsentwicklung, wobei das Individuum heute mehr denn je den alldurchdringenden Gesetzen der Ökonomisierung und den Zwängen des Marktes unterliegt. Dies spiegelt sich nicht zuletzt auch in den Fremdsprachenkenntnissen und ihren Erwerbs- bzw. Vermittlungsstrukturen, wo viel gemessen, gerankt, verglichen, standardisiert, kategorisiert und instrumentalisiert wird. Bildungs- und damit auch Sprachenpolitik hat einen ökonomischen Duktus bekommen. Neben der Bildungspolitik hat sich ein Bildungsmarkt entwickelt, auf dem symbolisches Kapital im Sinne von Bildungszertifikaten erworben werden kann, zu denen auch die unzähligen Fremdsprachennachweise gehören. In der LV wollen wir der Frage nachgehen, welchen Einfluss diese Entwicklung auf unsere Kultur des Lehren und Lernens von Fremdsprachen hat.
Kleppin, Karin (2008): Kompetenzorientierung im Fremdsprachenunterricht der Hochschule. In: Krings, Hans P.; Mayer, Felix (Hrsg.): Sprachenvielfalt im Kontext von Fachkommunikation, Übersetzung und Fremdsprachenunterricht. Für Rainer Arntz zum 65. Geburtstag. Berlin: Frank & Timme (Forum für Fachsprachen-Forschung, Bd. 83), 459–468.
Krumm, Hans-Jürgen (2015): Standardisierung oder individualisierte Sprachenprofile: Ist der Sprachunterricht auf dem Weg von einer Lern- zur Prüfungskultur?. In: Ehlich, Konrad; Foschi Albert, Marina (Hrsg.): Deutsch als Fremdsprache als transkultureller Erfahrungsraum. Zur Konzeptentwicklung eines Faches. Münster: Waxmann (Sprach-Vermittlungen, Bd. 15), 133–145.
Liessmann, Konrad Paul (2006): Theorie der Unbildung. Die Irrtümer der Wissensgesellschaft. Wien: Paul Zsolnay.
Putzier, Agnieszka (2015): Auswärtige Sprachpolitik im Spannungsfeld von Politik, Verwaltung und Fremdsprachendidaktik. Wie sich ein Instrument zur Förderung von DaF in den EU-Institutionen gewandelt hat. Bielefeld: Universität Bielefeld, unter: https://pub.uni-bielefeld.de/download/2909195/2909196.
Tenorth, Heinz-Elmar (2013): Bildung – Zwischen Ideal und Wirklichkeit, für bpb.de (by-nc-nd/3.0/), unter: http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/zukunft-bildung/146201/bildungsideale (zuletzt am 08.01.2020).
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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every two weeks | Mi | 12-16 | C01-258 | 13.04.-17.07.2020 |
Module | Course | Requirements | |
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23-DAF-M3 Kulturalität und Sprache | Vertiefendes Seminar | Study requirement
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Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.