221042 Revolutionen im Vergleich (K) (SoSe 2004)

In dem Kurs sollen zum einen theoretische Perspektiven und Zugangsweisen zum Phänomen der europäischen Revolutionen in der Neuzeit geprüft werden. Zunächst ist hier die Begriffsgeschichte des Wortes "Revolution" zu klären und in diesem Zusammenhang auch die Frage zu diskutieren, inwieweit es sich bei dem übergreifenden Revolutionsbegriff um ein historiographisches Konstrukt und inwieweit auch um ein zeitgenössisches Verständnis revolutionärer Umbrüche handelte. Gleichzeitig ist die Abgrenzung von Begriffen wie "Aufruhr" oder "Revolte" zu problematisieren. Unter Rückgriff auf revolutionstheoretische und -vergleichende Literatur ist sodann zu fragen, ob die als "Revolutionen" charakterisierten Ereignisse sich durch spezifische Merkmale hinsichtlich ihrer Ursachen, ihres Verlaufs und ihrer Folgen auszeichneten und ob sich anhand dieser Merkmale womöglich unterschiedliche Revolutionstypen unterscheiden lassen.
Erst in einem zweiten Abschnitt werden dann einzelne Revolutionen exemplarisch in den Blick genommen, wobei auch epochen- und länderspezifische Unterschiede zu beachten sind. So werden die englische Revolution von 1640-49, die Französische Revolution, die europäische(n) Revolution(en) 1848, die Russische Oktoberrevolution und die deutsche Revolution 1918/19 zu den untersuchten Beispielen gehören. Auch gescheiterte Revolten - oder Revolutionen? - wie der deutsche Bauernkrieg von 1524/25 oder die Adelsfronde 1648-1653 in Frankreich werden Berücksichtigung finden. Dabei soll stets die vergleichende Analyse der Ursachen, Abläufe und Folgen der Ereignisse im Vordergrund stehen.

Literaturangaben

Brinton, Crane, Die Revolution und ihre Gesetze, Frankfurt a. M. 1959. Koselleck, Reinhart u. a.: Revolution. Rebellion, Aufruhr, Bürgerkrieg, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5, Stuttgart 1984, S. 653-788. Tilly, Charles: Die europäischen Revolutionen, München 1993. Wende, Peter (Hg.), Große Revolutionen der Geschichte, München 2000.