261032 Phänomenologie religiöser Prozesse: Dogmenentwicklung, Konversion (Newman-Sozietät II) (Ko) (SoSe 2004)

Seit Freges Angriff auf Husserls "Psychologismus" (in der Theorie der Mathematik) hat sich unter Philosophierenden die Trennung von Genesis und Geltung als kritisches Postulat durchgesetzt - auch in der Religionsphilosophie. Gleichzeitig dazu entwickelte sich (paradox parallel) seit Nietzsche und Dilthey ein "hermeneutischer Historismus", der die Geschichtlichkeit einer jeden Erkenntnis als diskurs-theoretische Selbstverständlichkeit etablierte. Zwischen Geltungs-Absolutismus und Genesis-Relativismus scheint es sinnvolle Vermittlungen nicht mehr geben zu können. - Kurz vor dieser Bifurkation der philosophischen Grundhaltungen hat Newman in seinen dogmenhistorischen Arbeiten und seiner Konversions-Analyse eine philosophische Position bezogen, die den blockierenden Aporien von Logizismus und Lebensphilosophie nicht ausgesetzt ist - und dennoch zentrale Forderungen beider Parteien konsequent erfüllt. - Newmans einschlägige Texte - An Essay on the Development of Christian Doctrine (1845, das Werk, bei dessen Abfassung seine Konversion geschah), Apologia pro vita sua - being a History of his Religious Opinions (1865), Briefe, Tagebücher - werden eingehend in ihren Kontexten vorgestellt, auszugsweise gemeinsam gelesen, kritisch diskutiert und für Konzepte zu Anschluss-Arbeiten aufbereitet: die Veranstaltung verbindet also Merkmale von Vorlesung, Lesekreis, Kolloquium, Seminar und Sozietät; sie steht in Zusammenhang mit dem Newman-Kolloquium im WS 2003 / 2004, setzt aber thematisch völlig neu an und kann ohne besondere Vorkenntnisse besucht werden.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

2 Leistungsnachweise aus dem Grundstudium Philosophie

Literaturangaben

Alle Newman-Texte in: http://www.newmanreader.org/index.html.