Den unter dem Titel Philosophische Anthropologie zusammengefaßten Theorien ist gemeinsam, die menschliche Sphäre gerade in ihren den Prinzipien der Vitalität entgegengesetzten ("geistigen") Anteilen vom Standpunkt einer Theorie des Lebens deuten zu wollen. Dabei zielt die theoretische Strategie nicht auf Reduktionismus und auch nicht auf Analogie, sondern im Gegenteil auf die kontrastive Gegenüberstellung des Menschen zu den anderen kategorialen Formen des Lebendigen, insbesondere des Tieres, unter Vermeidung aber der cartesianischen Fundamentalisierung dieses Gegensatzes.
Diese Theorierichtung reagiert auf den sich aus verschiedenen wissenschaftlichen Entwicklungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts (Marxismus, Psychoanalyse, Evolutionstheorie) herleitenden Verlust der Sonderstellung des Menschen im Ganzen des Seienden und unternimmt eine Rekonstruktion dieser Sonderstellung unter Hinnahme der Resultate dieser wissenschaftlichen Entwicklungen.
Inwieweit ist damit die Bedeutung der Philosophischen Anthropologie auf die intellektuelle Situation im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts beschränkt? Inwiefern gewinnt sie vielleicht neue Aktualität aufgrund wissenschaftlicher und gesellschaftlicher der Gegenwart? Stellt die Philosophische Anthropologie ihrer grundsätzlichen Theoriestrategie wie den spezifischen Ausarbeitungen nach für die Soziologie nach wie vor eine Möglichkeit dar, Grundbegriffe zur Analyse der Gesellschaft zu gewinnen? Oder muß sie der Geschichte des Faches überantwortet werden?
Das Seminar interessiert sich für die Vergegenwärtigung der wichtigsten Argumente der maßgeblichen Autoren der Philosophischen Anthroplogie, die auch für die Soziologie relevant geworden sind: Max Scheler, Helmuth Plessner und Arnold Gehlen. Insbesondere richtet sich das Interesse darauf, welches wirklichkeitserschließende Potential diesen Argumenten auch heute noch, d.h. für die gegenwärtige gesellschaftliche Lage, zukommt. Auch theoriegeschichtliche Fragen, wie die nach der intellektuellen Situation, innerhalb derer die Formulierung der betreffenden Theorien erfolgte, sowie deren Verhältnis zu zeitgenössischen und gegenwärtigen Theorien können Berücksichtigung finden.
Fischer, Joachim: Exzentrische Positionalität. Plessners Grundkategorie der Philosophischen Anthropologie, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Jg. 48 2000 H. 2, S. 265-288
ders.: Philosophische Anthropologie. Zur Rekonstruktion ihrer diagnostischen Kraft, in: J. Friedrich/B. Westermann (Hrsg.): Unter offenem Horizont. Anthropologie nach Helmuth Plessner, S. 249-280
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.1 | |||||
Soziologie | Nebenfach | 2.1.2 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.1.2 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie (Nebenfach) / Magister | 2.1.2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie (2. Hauptfach) / Magister | 2.1.2 | Wahlpflicht | HS |