Note: The seminar will primarily be held in German. If students participate who can read German texts but feel more comfortable expressing themselves in English in the plenary, we will support each other in translating in both directions.
Die Literaturwissenschaftlerin Gayatri Chakravorty Spivak, geboren 1942 in Kalkutta (heute: Kolkata), Westbengalen, verbindet in ihren Studien mannigfaltige Strategien und Konzepte unterschiedlicher Schulen. Besonders bekannt ist Spivak für ihren Beitrag im Feld der postkolonialen Studien, denen sie eine feministische Wendung gab. Jedoch beschränken sich Spivaks Arbeiten nicht auf Auswirkungen des Kolonialismus, sondern beschäftigt Spivak sich mit einer großen Bandbreite an Themen – von Poststrukturalismus über Literaturkritik, kontinentaler Philosophie, Feminismus, Psychoanalyse, Menschenrechts- und Entwicklungspolitik bis zu internationaler Arbeitsteilung.
Im Mittelpunkt ihres Wirkens stehen dekonstruktive Strategien (basierend auf Dekonstruktion nach Jacques Derrida), die Spivak als politische und theoretische Werkzeuge im Kampf gegen soziale Ungleichheit versteht. Zentrale Basis ihrer kritischen Auseinandersetzung sind marxistische Theorien und feministische Analysen. Stark geprägt sind Spivaks Arbeiten von der South Asian Subaltern Studies Group, deren Verständnis von Widerstand auf einer Neu-Interpretation des Konzepts der ‚Subalternen‘ Antonio Gramscis durch Ranajit Guha beruht und von Spivak weiterentwickelt wurde. Besondere Bekanntheit erlangte Spivaks Essay „Can the Subaltern Speak?“von 1988, das als eines der Gründungsdokumente der postkolonialen Studien bezeichnet wird.
Da die Werke Spivaks herausfordernd zu lesen sind, beschränken sich viele auf die Lektüre von Sekundarquellen. Die häufige Rezeption selektiver Inhalte hat dazu geführt, dass Interpretationen verkürzt dargestellt und Gedanken falsch oder kontextarm wiedergegeben wurden. Spivak selbst bedauert, dass das Konzept der Subalternen derart vereinnahmt worden sei, dass es seine widerständige Kraft verloren habe. Zudem würden viele, die den Begriff benutzten, sich nicht einmal vorstellen können, von welchen Menschen dabei die Rede sei.
In diesem Seminar geht es daher nicht darum, möglichst viele Texte von Spivak zu lesen, sondern einzelne Werke einer intensiven Lektüre zu unterziehen. Im Zentrum steht das Essay „Can the Subaltern Speak?“. Daraus werden wir ausgewählte Passagen dicht kontextualisieren, indem wir die theoretischen und sozialhistorischen Bezüge herausarbeiten, die für ein Verständnis der komplexen Argumentationszusammenhänge bedeutend sind. Dazu gehört auch die Lektüre von prominenten Werken anderer Denker*innen, auf deren Basis Spivak ihre Kritik entfaltet und ihre weitere Theoretisierung vornimmt. Zu nennen sind hier unter anderen Karl Marx‘ Verständnis des politischen Bewusstseins, die Dekonstruktion nach Jacques Derrida, das Subjektverständnis nach Michel Foucault, das Konzept der Subalterne nach Antonio Gramsci und dessen Weiterentwicklung in den South Asian Subaltern Studies durch Ranajit Guha und Andere.
Nachdem wir uns im ersten Teil des Seminars die theoretischen Grundlagen erarbeitet und die wesentlichen Argumentationen Spivaks verstanden haben, können wir die Sitzungen im zweiten Teil für Schwerpunktthemen nutzen. Beispiele wären kritische Perspektiven auf Entwicklungspolitik, Menschenrechte aus postkolonialer Perspektive oder Kritik an der kolonialen Kontinuität des westlichen Feminismus.
Die Teilnahme am Seminar erfordert die Bereitschaft zu regelmäßiger Lektüre in Vorbereitung auf die Sitzungen sowie aktive Teilnahme am Austausch in Kleingruppen und im Plenum. Vorkenntnisse sind zwar hilfreich, aber nicht erforderlich (und auch aufgrund der Breite der theoretischen Schnittstellen ohnehin nur facettenhaft möglich). Die Auswahl der Literatur erfolgt zu Teilen vorab seitens der Dozentin. Darüber hinaus besteht viel Raum, die Sitzungen gemeinsam entsprechend der Bedarfe und Interessen abzustimmen. Daran werden wir in den ersten Sitzungen, aber auch fortlaufend, zusammenarbeiten.
Das Seminar findet in erster Linie in deutscher Sprache statt. Wenn Studierende teilnehmen, die deutsche Texte lesen können, sich aber wohler fühlen, sich im Plenum in englischer Sprache auszudrücken, werden wir uns gegenseitig beim Übersetzen in beide Richtungen unterstützen.
The seminar will primarily be held in German. If students participate who can read German texts but feel more comfortable expressing themselves in English in the plenary, we will support each other in translating in both directions.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Do | 12-14 | X-E1-103 | 10.10.2024 | |
einmalig | Do | 12-14 | X-E1-103 | 17.10.2024 | |
wöchentlich | Do | 12-14 | X-C3-222 | 24.10.2024-30.01.2025 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M9a Geschlechtersoziologie a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M9b Geschlechtersoziologie b | Seminar 1 | Studienleistung
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Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-MGS-4 Hauptmodul 3: Arbeit und gesellschaftliche Transformationen | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
Anforderungen an Studien- und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung geklärt.