Die Geste fällt auf. In der phänomenologischen Philosophie fungiert sie als emotionaler intentionaler Ausdruck, als Nachweis der Künstlichkeit der menschlichen Interaktion.
Für die Semiotik problematisiert sie die Klassen, in die sie eingeordnet werden soll.
Adam Kendon und David McNeill gelten in der gegenwärtigen Interaktionsforschung als Vorreiter, wenn nicht als Väter der Gestenanalyse. Sie vertreten einen holistischen Standpunkt, nach dem die Geste stets nicht nur Ausdruck eines einzelnen, sondern gemeinsam Hervorgebrachtes einer menschlichen Dyade ist. Demnach wäre auch die gefilmte Geste eine grundsätzlich soziale Äußerung, die nicht einfach etwas referenziert oder symbolisiert, sondern die Wirklichkeit geradezu konstituiert.
Doch was verstehen Schauspieler unter einer Geste, wie wird sie auf der Theaterbühne und im Film in Szene gesetzt? Was sind die Grenzen der gestischen Modalität im Film? Wer entscheidet, was „nur“ Bewegung, was Geste ist? Vor allem: (Wie) können Methoden der Ethnografie zum Verständnis der Wirkung von Gesten im Film beitragen?
Das Seminar verfolgt drei Themenschwerpunkte:
Zunächst sollen die Methoden der multimodalen Diskursanalyse vorgestellt und ihr theoretisches Konzept einer ganzheitlichen Betrachtung von Sequenzen der Wirklichkeitskonstitution nahegebracht werden. Als inhaltliche Basis dafür werden Übersichten wie Gülich/Mondada (2008), oder Veröffentlichungen wie Deppermann/Spranz-Fogasy (2002) empfohlen. Im Bereich der Gesten vor allem die Monographie „Gestures“ von Adam Kendon (1992).
Anschließend werden sowohl semiotische Grundlagen vermittelt (triadisches Zeichensystem) und filmtheoretische philosophische Texte behandelt, die Gesten im Film betrachten (wie Giorgio Agamben: Notes on Gestures (2000)). Schließlich wird die kognitive Filmtheorie vorgestellt.
Gestik (und Mimik) im Film können durchaus mit den mechanistischen Ansätzen der multimodalen Diskursanalyse betrachtet werden, gleichzeitig ist stets die artifizielle Komposition des Films zu untersuchen.
Der zweite Block verknüpft die Untersuchung filmischen sowie theatralen Schauspiels mit einer Geschichte des frühen Films. Hier soll die Entwicklung einer spezifischen Filmsprache am Beispiel der Inszenierung von Gestik und Mimik nachgezeichnet werden. Das theatrale Schauspiel erlaubt die Beobachtung von Gesten in ihrer Ganzheit, während die Stärken des Films gerade in ihrer Zerstückelung bestehen.
Schließlich sollen drittens Beispiele des frühen Films besprochen werden, die Gestik und Mimik a) unter den Gesichtspunkten ihrer sozialen Hervorbringung betrachten und b) im Blick auf die fortlaufende Entwicklung von Gebärden und Manierismen im Film analysiert werden können.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 10:00-12:00 | C01-252 | 17.10.2016-10.02.2017
nicht am: 28.12.16 / 04.01.17 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-GER-PLit2 Gegenwartsliteratur und Medien | Veranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
23-MeWi-HM1 Medien, Sprache und Kultur | Lehrveranstaltung I | benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung II | Studienleistung
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Lehrveranstaltung III | Studienleistung
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Lehrveranstaltung IV | Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Medienwissenschaft, interdisziplinäre / Master | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Hauptmodul 1 | Wahlpflicht | 3 |