250194 Unbedingte Lehrer*innenbildung - Unterrichtsprofessionalisierung statt Präsentationstechniken (S) (WiSe 2025/2026)

“Die unbedingte Universität hat ihren Ort nicht zwangsläufig, nicht ausschließlich innerhalb der Mauern dessen, was man heute Universität nennt. Sie wird nicht notwendig, nicht ausschließlich, nicht exemplarisch durch die Gestalt des Professors vertreten. Sie findet statt, sie sucht ihre Stätte, wo immer diese Unbedingheit sich ankündigen mag.” (Derrida, 2001)

Was bedeutet dieser Anspruch an eine “unbedingte Lehrer*innenbildung”, also eigentlich an uns, als Studierende und Lehrende. Dies ist ein doppeltes Methodenseminar in dem einerseits Unterrichtsprofessionalisierung entlang schulischer Unterrichtselemente thematisiert wird und andererseits unserer Performanz, unsere Präsentationsformen als jetzige (Praxissemester, Vertretungslehre) oder künftige (Referendariat und Junglehrer*in sein) im geschützten Rahmen eines Seminars ausprobiert wird.

Als ein Bindeglied nutzen wir das Konzeptpapier der “Unbedingten Schule” (Sanders et Al., 2023) als einen “Ort, an dem nichts außer Frage steht. Um ein solcher Ort zu bleiben, wirkt die Schule ihrer Auflösung entgegen…. Die Unbedingte Schule ist ein mannigfaltiger Ort für singuläre Lern- und Bildungsprozesse. Sie fasst sich als lernendes oder sich bildendes Gefüge auf, das sich in seiner Besonderheit und die Singularität der an ihr Lernenden und Arbeitenden schützt.”

Andererseits geht es auch um konkrete Formen der Präsenz, in welcher Lehren und Lernen einen Raum aufspannt, in dem Widerstand nicht nur geduldet wird, sondern als Recht der Lernenden ein aktives Hinterfragen der Inhalte und Methoden als unabdingbar für eine emanzipatorische Bildung darstellt (Siehe: Sanders, 2012, S. 176).

Damit werden Lehrende nicht zum „Strahlomat“, wie die angeblich richtige Präsentationstechnik in einem Lehrerweiterbildungsseminar dargestellt wurde, sondern zu einem komplexen Gefüge eines „unwissenden Lehrmeisters“ der nicht im Modus des reinen Erklärens verbleibt, sondern gegen eine fortgesetzte Ungleichheit zwischen Lehrenden und Studierenden ankämpft um zu verhindern, dass der Akt des Erklärens „constitutes the student as the one who is unable to learn without explanation, without the intervention of a ‘master-explicator’. (Biesta, 2017, p. 61)

Ziel ist also eine pädagogisch gut begründete „Präsentationstechnik Revisited“. Die „Studienleistung“ ist eine mündliche Präsentation zum eigenen Konzept einer „unbedingten Lehrer*innenbildung“ und der eigenen Form von Präsentationen im Laufe des Semesters.

Das Seminar wird in Cooperation mit Sven Wiesrecker geführt.

Literaturangaben

Derrida, Jacques (2001). Unbedingte Universität. Frankfurt a.M.:Suhrkamp.

Sanders, Olaf et Al. (2023). Konzept einer Unbedingten Schule. See: https://www.hsu-hh.de/bep/wp-content/uploads/sites/846/2020/08/Konzept_Unbedingte_Schule_150202.pdf [Last Retrieved 22.6.2025]

Hänel, Jonas (2022). Deleuze’/Guattaris Anti-Methodik: Mindere Wissenschaft betreiben. In: Im Strom der Bewegungsbilder: Film-, Bildungs- und Pflegeprozesse ausgehend von Michael Hanekes »Liebe«, Bielefeld: transcript Verlag, 2022, pp. 25-46. https://doi.org/10.1515/9783839464816-004

Sanders, Olaf (2012). Universitäre Lehre wie aus dem Lehrbuch. Oder: Inspiration als bildende Ausnahme. In: Ricken; Koller & R. Reienbach (Hrsg.), Philosophie des Lehrens S. 165-178. Paderborn: Ferdinand Schöningh. pp. 165-178.

Biesta, Gert (2017). Don’t be fooled by ignorant schoolmasters: On the role of the teacher in emancipatory education1. Policy Futures in Education, 15(1), 52-73. https://doi.org/10.1177/1478210316681202 (Original work published 2017)