Das Alter als wirtschaftliches Risiko wird seit der Industrialisierung kollektiv anerkannt und durch das institutionelle
Arrangement des Wohlfahrtsstaats bearbeitet. Heutzutage machen die Ausgaben der Alterssicherung einen erheblichen,
wenn nicht den größten Anteil der gesamten Sozialleistungen in allen entwickelten Wohlfahrtsstaaten aus. Die Bedeutung der kollektiven Alterssicherung erscheint vor dem Hintergrund der demographischen Alterung sogar noch größer, doch ihre Bestands- und Anpassungsfähigkeiten werden zunehmend in Frage gestellt. Bemerkenwert ist dabei, wie unterschiedliche Typen der entwickelten Wohlfahrtsstaaten mit den Herausforderungen umgehen und diverse Rentenreformen einleiten.
Die Übung versucht einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Alterssicherung in Europa zu vermitteln. Sie behandelt die Institutionen der Alterssicherung sowie deren Reformenlinien in Europa, wobei die deutschen Erfahrungen als Grundlage im Vordergrund stehen. Im ersten Teil wird zunächst über die Gestaltungsprinzipien und Systemlogiken der Alterssicherungssysteme diskutiert. Als Einstieg in die Ländervergleiche kommt im zweiten Teil die deutsche Rentenversicherung in Betracht, die mit 3 Sitzungen genauer betrachtet wird. Danach wird die Aufmerksamkeit auf die Rentenreformen in Schweden und Großbritannien gelenkt, um sich mit den Tendenzen von Nachbarländern vertraut zu machen. Auch die aktuellen Entwicklungspfade der europäischen Alterssicherungssysteme sowie die Regulierung der Europäischen Union rücken ins Blickfeld. Der abschließende Teil stellt eine Einschätzung
der Ergebnisse der ersten und zweiten Teile dar, die in die Diskussion über den Umbau des Sozialstaats eingebettet wird.
Bitte beachten Sie: Referatsthemen können bereits ab Mitte März 2006 vergeben werden. Bitte besprechen Sie mit dem Veranstalter.
Ausführlicher Seminarplan
03.04.06 Vorbesprechung und Vorstellung der Übung
10.04.06 Einführung: Rentenreformen im Kontext vielfältiger Herausforderungen
17.04.06 Feiertag
Public-Private-Mix in der Alterssicherung
24.04.06 Grundtypen der Alterssicherungssysteme
Literatur ** D. Döring 2002: Die Zukunft der Alterssicherung. Frankfurt/M: Suhrkamp Verlag. S. 17-37.
01.05.06 Feiertag
08.05.06 Umlageverfahren vs. Kapitaldeckungsverfahren
Literatur ** H. Ganßmann 2000: Die Rentenversicherung, in: ders. Politische Ökonomie des Sozialstaats. Münster: Westfällisches Dampfboot. S. 132-147.
Geschichte und Prinzipien der deutschen Rentenversicherung
15.05.06 Aufbau und Expansion der deutschen Rentenversicherung
Literatur ** F. Nullmeier/F. Rüb 1993: Die Transformation der Sozialpolitik. Frankfurt/New York: Campus Verlag. S. 93-115.
22.05.06 Von der Rentenreform 1992 zur Riester-Reform 2001
Literatur ** D. Döring 2002: Die deutsche Alterssicherungsreform 2001. In ders.: Die Zukunft der Alterssicherung. Frankfurt/M: Suhrkamp. S. 100-121.
29.05.06 (Kleine) Rentenreform 2004: Der Staat und die private Altersvorsorge
Literatur ** A. Reimann 2004: Das RV-Nachhaltigkeitsgesetz ¿ Gesamtwirkungen und Bewertung. In: Deutsche Rentenversicherung 59 (6/7): 318-332.
05.06.06 Feiertag
Alterssicherungssysteme im internationalen Vergleich
12.06.06 Institutionen und Reformen des schwedischen Alterssicherungssystems
Literatur ** P. Öetzner/O. Tippelmann 2003: Die Reform der Alterssicherung in Schweden ¿ Finanzielle Nachhaltigkeit zu groß geschrieben? In: Deutsche Rentenversicherung 58 (8):501-515.
19.06.06 Institutionen und Reformen des britischen Alterssicherungssystems
Literatur **. C. Marschallek 2005: Weniger (Wohlfahrts-)Staat? Britische Alterssicherungspolitik im Wandel. In: Zeitschrift für Sozialreform 51 (4):416-447.
26.06.06 Reformen und Entwicklungspfade im internationalen Vergleich
Literatur ** K. Hinrichs 2000: Rentenreformpolitiken in OECD-Ländern. Die Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich. In: Deutsche Rentenversicherung 55 (3/4):188-209.
03.07.06 Angleichung der Alterssicherungssysteme durch die EU?
Literatur ** M. Eckardt 2004: ¿Europäisierung¿ der Sozialpolitik am Beispiel der Alterssicherung. In: S. Frech/J. Schmid (Hg.), Sozialstaat: Reform, Umbau, Abbau? Schwalbach: Wochenschau Verlag. S. 135-156.
10.07.06 Zukunft der Alterssicherung: Privatisierung als Ausweg?
Übungsablauf:
Alle TeilnehmerInnen sollen vor der jeweiligen Sitzung die Pflichtlektüre (mit ** gekennzeichnete Texte) gelesen haben. Der überwiegende Teil der im Übungsplan angegebenen Literatur ist im Semesterapparat aufgestellt. Die zu diskutierenden Texte liegen kopierbereit in einem Ordner, der ebenfalls im Semesterapparat steht. Bitte die Textvorlagen nach dem Kopieren wieder in den Ordner zurücklegen!
Generelle Bedingungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises:
1. Ein Referat* zu einem Sitzungsthema (ca. 20 Min). Das Referat soll neben der Zentralliteratur auch weiterführende Literatur (Absprache mit dem Veranstalter) einbeziehen, um sich mit dem Thema näher auseinander zu setzen. Ein Thesenpapier soll auf dieser Basis an alle TeilnehmerInnen verteilt werden. Die Darstellung mit Folien wird sehr empfohlen.
2. Eine Hausarbeit** (Abgabe bis spätestens 30.09.06). Die Hausarbeit sollte keine bloße Wiedergabe des Referats sein, vielmehr sollte sie sich kritisch mit dem Referatsthema auseinandersetzen und tiefer auf bestimmte Fragestellungen eingehen. Die Suche nach weiterer einschlägiger Literatur wird selbstverständlich unterstützt. Für die Gliederung des Referats und der Hausarbeit ist eine vorherige Absprache mit dem Veranstalter erforderlich.
3. Daneben ist ein Regelmäßiger Besuch der Sitzungen sowie die Beteiligung an der Diskussion (d.h. vorheriges Lesen und Reflektieren der mit ** gekennzeichneten Texte) Pflicht.
Erwerb eines Teilnahmescheins (Diplom):
1. Regelmäßiger Besuch sowie Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung.
2. evtl. ein Referat je nach Nachfrage (in diesem Fall ist Punkt 3 nicht erforderlich).
3. Abgabe eines ca. 2-seitigen Papiers zu drei beliebig ausgewählten Sitzungen, das die Pflichtlektüre der Sitzung zusammenfasst und kurz diskutiert.
Leistungsnachweis für TeilnehmerInnen von Europa-Intensiv und Frauenstudien
1. Regelmäßiger Besuch sowie Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung.
2. evtl. ein Referat je nach Nachfrage (in diesem Fall ist Punkt 3 nicht erforderlich).
3. Abgabe eines ca. 2-seitigen Papiers zu drei beliebig ausgewählten Sitzungen, das die Pflichtlektüre der Sitzung zusammenfasst und kurz diskutiert.
Gruppenarbeiten sind möglich und oft produktiv. Die individuellen Anteile müssen ausgewiesen sein und werden getrennt benotet. Gesamtlänge proportional der Gruppengröße.
Diese Übung ist als Vertiefungsveranstaltung konzipiert. Von den TeilnehmerInnen des Seminars werden daher die Grundkenntnisse über die Sozialpolitik in Deutschland (Besuch einschlägiger Einführungsseminare) erwartet. Da dieses Seminar starken Bezug auf den europäischen Vergleich nimmt, wird auch die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der englischsprachigen Literatur ermutigt, wobei verfügbarer deutschsprachiger Literatur Vorzug gegeben wird.
Döring, D. (2002). Die Zukunft der Alterssicherung. Frankfurt/M: Suhrkamp.
Verband der Deutschen Rentenversicherungsträger (Hg.) (2003). Rentenversicherung im internationalen Vergleich. Frankfurt/M.
Bonoli, G. / Shinkawa, T. (Hg.) (2005). Ageing and Pension Reform Around the World: Evidence from Eleven Countries. Cheltenham: Edward Elgar.
Rein, M. / Schmähl, W. (Hg.) (2004). Rethinking the Welfare State: The Political Economy of Pension Reform. Cheltenham: Edward Elgar.
Weitere Seminarliteratur wird im Seminarplan genau angegeben.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
---|---|---|---|---|---|
weekly | Mo | 16-18 | U4-120 | 03.04.-10.07.2006 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Frauenstudien | (Enrollment until SoSe 2015) | ||||||
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Enrollment until SoSe 2008) | G.S.4 | Wahlpflicht | GS | |||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2009) | 2.2a | |||||
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2008) | KF: Modul 5 | Wahlpflicht | 3. 4. | 2 | bei Einzelleistung 5 cp | |
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2008) | Modul 5a | Wahlpflicht | 2. | 2 | bei Einzelleistung 5 cp | |
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2008) | Modul 5a | Wahlpflicht | 1. 2. | 2 | bei Einzelleistung 5 cp | |
Soziologie | Nebenfach | 1.5.8 | Wahlpflicht | GS | |||
Soziologie / Diplom | (Enrollment until SoSe 2005) | 1.5.8 | Wahlpflicht | nicht scheinfähig (Teilnahmenachweis gemäß DPO 2002) GS | |||
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