Mit Transparenten, wie die »Demokratie krenzenlos« oder »Stell Dir vor, es ist Sozialismus und keiner geht weg« sowie »Das Volk sind wir, gehen sollt Ihr« demonstrieren am 4. November 1989 mehr als 100 000 Menschen auf dem Alexanderplatz in Berlin, unter ihnen Politiker, Schriftsteller und Künstler. Die Schauspieler Ulrich Mühe und Johanna Schall tragen Artikel der Verfassung der DDR vor und fordern, Artikel 1 ersatzlos zu streichen, in dem die führende Rolle der SED im Staat festgeschrieben ist. Die Veranstaltung wird live im Fernsehen übertragen, so dass Millionen außerhalb Berlin verfolgen können, wie die Bürgerbewegung der DDR mit ihren seit Wochen erhobenen Forderungen nach grundlegender Erneuerung staatlicher und wirtschaftlicher Strukturen, einen neuen Mobilisierungshöhepunkt erreicht. Unter den 26 Rednern, die auf dem Alexanderplatz das Wort ergreifen, befinden sich auch Christa Wolf, Christoph Hein, Stefan Heym und Heiner Müller. Sie setzen sich für eine Reform des sozialistischen Staates, nicht für seine Abschaffung ein. Westdeutsche Künstlerinnen und Künstler schalten sich nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 in die Debatte über die Zukunft des zweiten deutschen Staates ein; einer Debatte der rückblickend eine »hohes Maß an Wirklichkeitsindifferenz« zugeschrieben wird. Hielten die Intellektuellen an »Allmachtsphantasien, Weltdeutungsformeln und Richtungssignalen« fest, »für die kein Bedarf bestand«? (Ralf Schnell)
Das interdisziplinäre Seminar untersucht das Verhältnis von Politik und Literatur im Umbruch 1989, indem es die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der DDR in den 1980er Jahren rekonstruiert. Gefragt wird nach den internen und externen Faktoren, die zum Zusammenbruch der Staats- und Gesellschaftordnung der DDR beitrugen. Schwerpunkte liegen u.a. auf der Formierung der Bürgerbewegung, den »kritischen Ereignissen« des 9. November 1989, den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der DDR. Ins Zentrum rückt zugleich die literarische Kommentierung, Spiegelung, Auf- und Verarbeitung der komplexen historischen Entwicklung, die zum Fall der Berliner Mauer und zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung führte. Problematisiert und historisch-kritisch analysiert werden Einmischungen von Schriftstellern und Künstlern in die Politik ebenso wie ihre künstlerische Verarbeitung der politischen Entwicklung.
• Ralf Schnell, Geschichte der deutschsprachigen Literatur seit 1945, Stuttgart/Weimar 22003, S. 515-606; Edgar Wolfrum, Die Bundesrepublik Deutschland 1949-1990 Handbuch der Geschichte, Stuttgart 2005, S. 416-550; Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. V: Bundesrepublik und DDR 1949-1990, München 2008, S. 81-107, 216-234, 340-361, Ilko-Sacha Kowalczuk, Endspiel, Die Revolution von 1989 in der DDR, München 2009.
• Thomas Brussig, Helden wie wir (Roman), Frankfurt am Main 1998, Erich Loest, Nikolaikirche Leipzig, 1995
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-3.2 Hauptmodul Moderne
3.2.6 |
Seminar Moderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.6 | 8 | |||
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | 3.2.6 | 8 |
Interdisziplinäres, integriertes Seminar.
Für HistorikeInnen Seminar plus Historische Orientierung (bzw. Übung). Die Teilnahme an der Historischen Orientierung (bzw. Übung) setzt die Teilnahme am Seminar voraus.