300238 Kulturkontakt (S) (WiSe 2007/2008)

Durch die Intensivierung und Beschleunigung kulturellen Kontakts im Rahmen der Globalisierung werden einerseits bestimmte kulturelle Phänomene weltweit verbreitet. Zugleich entstehen aber unentwegt und auf sehr dynamische Weise kulturelle Neuschöpfungen, Aneignungen, Erfindungen, Neu-Definitionen und Imitationen, aber auch Abgrenzungen und Widerstände. Diese Befunde sind keineswegs erst mit der Globalisierungsforschung entstanden, sondern in der kultur- und sozialanthropologischen Forschung bereits seit mehr als einhundert Jahren beschrieben worden.
Insbesondere die Beobachtung, dass Kulturen nicht immer "aufeinanderprallen" oder sich einander komplett überstülpen, sondern - wenn auch nicht immer konfliktfrei, so doch oft höchst erfinderisch - miteinander interagieren, hat die wissenschaftliche Diskussion befruchtet. Aus ihr sind eine Reihe von theoretischen Schulen (z.B. Neo-Diffusionismus, Cultural Studies, Post-Colonial Studies, Interkulturelle Kommunikation), diagnostischen Begriffen (z.B. Transkulturalität, Synkretismus, Hybridität, Diaspora) und Forschungsprogrammen (z.B. Akkulturation, Kreolisierung, Aneignung) entstanden.
Diesen Ideen folgend stehen die folgenden Fragen im Zentrum dieser Veranstaltung:

• Entstehen Kulturen erst im Kontakt, wie es die neuere Kulturtheorie nahelegt? Oder treffen bzw. gar prallen vorformierte kulturelle Gebilde aufeinander? Welchen Kulturbegriff brauchen wir, um Kulturkontakt zu verstehen?
• Wie wird kulturelle Differenz von den Akteuren erlebt? Wie wird mit ihr umgegangen? Was passiert in Momenten extremer Differenz?
• Welche Formen und Facetten kulturellen Kontakts wurden sozialwissenschaftlich beobachtet und beschrieben? Welche wissenschaftlichen Konzepte, Theorien und Modelle wurden daraus entwickelt?

Bibliography

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