Was erfährt man aus Erzählungen? Kann man durch Stehgreiferzählungen
etwas über die soziale Wirklichkeit „dahinter“ erfahren? Oder erfährt man aus Erzählungen
nur etwas über die kommunikativen Fähigkeiten derjenigen, die sie darstellen?
Die soziologische Forschung ist sich uneinig darüber, wie diese Frage zu beantworten ist.
Im Seminar setzen wir uns mit dieser Problemstellung auseinander über den
Vergleich „originaler“ narrativer Interviews und ihrer Sekundärnutzung.
Narrative Interviews sind dabei nicht nur auf die soziologische Forschung
beschränkt, sondern sind auch in anderen Disziplinen, beruflichen Feldern
(soziale Arbeit, Therapien) und in medialen Kontexten zu finden - wenn auch
die angewandte Interviewtechnik dabei variiert. Ein Beispiel bietet etwa der
Youtube-Kanal „Straßenleben“, auf dem Personen in einer Art biografisch-narrativen
Interviews über ihren Weg in die Obdachlosigkeit, Drogensucht u.a. Themen sprechen.
Oder Interviews aus dem Archiv des „Qualiservice“, wo narrative Interviews aus
früheren Forschungsprojekten genutzt werden können.
Können solche Daten alle gleichermaßen für eine qualitative soziologische Forschung genutzt werden?
Wie unterscheiden sich narrative Interviews in medialen Kontexten von narrativen Interviews
in Forschungsprojekten? Welchen Unterschied macht es, ob man narrative Interviews selbst
produziert oder vorhandene Daten für andere Zwecke nutzt?
Diesen und andere Fragen werden wir aufgreifen. Dazu produzieren wir
entweder eigene Interviews oder sammeln Beispiele von narrativen Interviews
in medialen Kontexten. Dann beschreiben, analysieren und vergleichen wir
Ausschnitte mit narrativen Interviews aus unterschiedlichen Verwendungskontexten.
Dabei orientieren wir uns an der narrativen Interviewforschung nach Fritz Schütze
und setzen uns mit der Debatte um die Sekundäranalyse von qualitativen Daten auseinander.
Die Teilnehmer*innen des Seminars bekommen Vorschläge für Themen, Fragestellungen und
Vorgehensweisen. Daneben ist es aber auch möglich, eigene Themen und Beispiele einzubringen.
Im Mittelpunkt steht die gemeinsame praktische Arbeit an Datenmaterial in den Sitzungen.
Das Seminar gehört zum Veranstaltungstyp „Seminar“ und bietet die Möglichkeit für eine
Prüfungsleistung (siehe Modulhandbuch 30-M-Soz-M3a/b/c Soziologische Methoden).
Für die Studienleistung können die Studierenden zwischen 3 Formen von Aufgabenstellungen wählen.
Weitere Informationen dazu werden in der ersten Sitzung gegeben. Die Studienleistung besteht aus
einem Portfolio und Kurzpräsentationen. Im Portfolio werden Daten, Notizen u.a. gesammelt.
In Kurzpräsentationen werden am Ende von Arbeitsphasen, als „Zwischenstände“, die wichtigsten
Beobachtungen und Einsichten der bisherigen Arbeit mündlich zusammengefasst und vorgestellt.
Im Anschluss an die Studienleistung können die Teilnehmer*innen zwischen verschiedenen
Textsorten wählen, in denen die Studienleistung zu einer Prüfungsleistung "Hausarbeit
mit einem Umfang von ca. 20-30 Seiten." ausgebaut werden kann (wissenschaftlicher
Bericht, Aufsatz o.ä.).
Die Termine für Präsenzsitzungen vor Ort gelten vorbehaltlich der Raumzuweisung und den weiteren Regelungen der Universität Bielefeld hinsichtlich des Lehr- und Prüfungsbetriebs im Wintersemester 2021/22.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M3a Soziologische Methoden a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3b Soziologische Methoden b | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M3c Soziologische Methoden c | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: