Herodot aus Halikarnassos, "Vater der Geschichte" ("pater historiae"), wie er schon in der Antike genannt wurde, verfasste sein Geschichtswerk, die sogenannten "Historien", im 5. Jhdt. v. Chr. Geboren in Ionien, an der Westküste Kleinasiens, unternahm er Reisen in den Vorderen Orient und Ägypten und lebte später in Athen und auf Sizilien. Seine "Historien" sind die älteste Prosaschrift der griechischen Literatur, die uns vollständig überliefert wurde.
Herodot interpretiert Geschichte als die Auseinandersetzung von Ost und West, als Konflikt zwischen Persern und Griechen, und verfolgt diesen "clash of civilizations" von seinen mythischen Ursprüngen bis hin zu seiner jüngsten Vergangenheit, den Perserkriegen (490-479). Seine "Historien" - eigentlich: "Forschungen" - bieten uns neben Historischem im engeren Sinne reiches ethnographisches, kultur- und religionsgeschichtliches Material (Babylonien, Phönizien, Ägypten).
Herodot ist vor allem aber auch ein unterhaltsamer Erzähler und Novellist: "Der Ring des Polykrates" "Gyges" "Der Schatz des Rhampsinit".
Seine Weltdeutung bewegt sich zwischen den Polen archaischer, mythischer Weltdeutung (Homer) und historisch-kritischer, "moderner" Geschichtsschreibung (Thukydides), er ist ein Zeitgenosse sowohl des Sophokles als auch der Sophisten, der "Griechischen Aufklärer".
Im Kurs werden ausgewählte Texte aus den "Historien" gelesen, neben den genannten Aspekten wird der Vergleich mit den Erzählungen des AT, z.B. den Erzählungen in den Samuel-Büchern, ein Schwerpunkt der Lektüre bilden. (Anm.: Herodot schreibt im ionischen Dialekt. Dieser griechische Dialekt weicht zwar in der Formenbildung vom Attischen ab, stellt aber den Leser nicht vor unüberwindbare Schwierigkeiten. Zugleich lassen sich vom Ionischen zahlreiche Verbindungslinien zur Koine ziehen.)
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