Präsenzveranstaltung (sofern möglich)
„Ich bin quasi in Frankreich hier. Es wird nur unsere Sprache gesprochen, Deutsch ist für die Soldaten und für die Pferde; du brauchst es nur für die Landstraße.“ (Voltaire 1750 über seinen Besuch in Potsdam) Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation hatte man polyglott zu sein. Auf der Schule lernte man Latein und Griechisch, auf der Kavalierstour der Adeligen lernte man in Frankreich, Italien und England sich mit den Standesgenossen vor Ort in der Landessprache zu verständigen. Im Dreißigjährigen Krieg gaben die Offiziere ihre Befehle auf Französisch und befehligten Soldaten aus Spanien, Frankreich, Irland, England, Dänemark und Schweden. In Zeiten massiver äußerer Einmischung sämtlicher europäischer Mächte regte sich aber eine Bewegung zur Aufwertung und Erhaltung der deutschen Sprache als Literatur- und später auch Wissenschaftssprache. Die sogenannten Puristen arbeiteten daran, ihre Reden von französischen Fremdwörtern freizuhalten, die Grammatiker versuchten sich an konsequenteren und vereinfachten Orthographie-Regeln, Philipp von Zesen war äußerst produktiv darin, nützliche (aber auch unbrauchbare) deutschsprachige Vokabeln zu erfinden, die den Fremdeinfluss, insbesondere Frankreichs, minimieren sollten. Die Weltläufigkeit und Vielsprachigkeit der Oberschichten in Deutschland haben diese Bemühungen nicht verdrängen können – aber im „Mitnahmeeffekt“ bildete sich bei den deutschsprachigen Literaten (und den Beamten) ein Bewusstsein für die Eigenständigkeit der Muttersprache heraus, die zu einer Spracharbeit individueller und überindividueller Art führte. Wir werden im Seminar programmatische Texte des 17. und 18. Jahrhunderts und institutionelle Wege (wie die Gründung von ‚Sprachgesellschaften‘) in den Blick nehmen, um den Weg zu einer einheitlichen, verbindlichen Sprachnorm nachzeichnen zu können, die freilich erst Ende des 19. Jahrhunderts mit der Einführung einer deutschen Amtssprache und dem Duden als Regelwerk für die Schule zu einem vorläufigen Abschluss gekommen ist.
Zur Einführung: Christopher J. Wells: Deutsch: eine Sprachgeschichte bis 1945. Tübingen 1990, Kap. VII und VIII (S. 283-365)
Weitere Literatur wird im Digitalen Semesterapparat zur Verfügung gestellt.
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23-GER-PLing2 Dynamische Aspekte des Deutschen | Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Veranstaltung 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
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