250282 Einführung in die sonderpädagogische Diagnostik (S) (WiSe 2021/2022)

Contents, comment

Diagnostischen Kompetenzen bei Lehrkräften, hier im spezifischen auch für sonderpädagogisch qualifizierte Lehrkräfte, wird in der Frage um die Qualität von Unterricht und Förderung von Schülerinnen und Schülern mit erschwerten Ausgangsbedingungen für schulisches Lernen besondere Bedeutung beigemessen. Gerade sonderpädagogische Diagnostik befindet sich dabei in einem immanenten Spannungsverhältnis zwischen Selektionsentscheidungen, verstanden als Feststellungsdiagnostik, sowie einer prozessbegleitenden Förderdiagnostik, als Unterstützung für die individuelle Teilhabe an Bildungsprozessen. Diese sowohl in der Praxis wie auch im theoretischen Diskurs bestehende Antinomie diagnostischer Zugangsweisen und Praktiken bildet dabei Ausgangspunkt dieses Seminars, sodass zunächst nach grundsätzlichen Aufgabenfeldern und Zielsetzungen sonderpädagogischer Diagnostik gefragt werden soll. Dabei geht es einerseits um die Bestimmung des damit verbundenen Auftrages, zwischen Ermittlung besonderer Förderbedürfnisse und Begleitung individueller Lernprozesse, und andererseits der Perspektive auf unterschiedliche Ansätze und theoretische Prämissen zur Gestaltung diagnostischer Prozesse. Eng verbunden mit der Frage nach der Qualität sonderpädagogischer Diagnostik, sollen dabei Gütekriterien, sowohl im Sinne der psychologischen Testtheorie wie auch einer auf Verstehen ausgerichteten qualitativen Perspektive auf den Prozess der Diagnostik, thematisiert und diskutiert werden.

Daran anschließend sollen spezifische Aspekte bezogen auf die beiden sonderpädagogischen Förderschwerpunkte der emotionalen und sozialen Entwicklung und des Lernens vertiefend in den Blick genommen werden. Dabei gilt es zu reflektieren, dass je nach wissenschaftstheoretischer Verortung sowie grundlegender Erklärungsansätze sich sehr unterschiedliche Prämissen für das diagnostische Vorgehen ergeben. So ergibt sich neben dem ambivalenten Verhältnis von Selektion und Förderung, auch ein Spannungs- und Diskussionsfeld bezüglich standardisierten (eher psychologisch-orientierten) Verfahren und Metho-den und Zugängen die qualitativ auf das Verstehen kindlicher Lernwege und Verhaltensweisen ausgerichtet sind. Somit werden im Verlauf des Seminars unterschiedliche Zugänge zu den einzelnen Förder- und Entwicklungsbereichen, etwa Möglichkeiten von Verhaltensscreenings, der Entwicklungs- und Intelligenzdiagnostik oder auch systemische Ansätze, vorgestellt und diskutiert werden. Dies ist mit dem Ziel verbunden theoretische und konzepti-onelle Grundlagen für die spätere diagnostische Praxis als Lehrkraft in sonderpädagogi-schen Handlungsfeldern aufzubauen. Anhand einzelner Verfahren sollen dabei Methoden der Datenerhebung, -auswertung und -interpretation erprobt und geübt werden. Dies kann jedoch nur exemplarisch geschehen, wobei eine vertiefende Auseinandersetzung in den Seminaren der weiteren Elemente des Moduls angebahnt wird.

In der abschließenden Auseinandersetzung mit der Perspektive Inklusion kann das zu Beginn eröffnete Problemfeld divergierender Zielsetzungen und Konzeptionen nochmals zuge-spitzt diskutiert werden, da hier wiederum die Frage auftaucht, welche Rolle Diagnostik im Umgang mit kindlicher Heterogenität aber auch schulischen Leistungs- und Verhaltenserwar-tungen, im Sinne schulischer Normalitätsvorstellungen spielt. So wird in der Entwicklung schulischer Inklusion einerseits die Notwendigkeit fundierter Diagnostik immer wieder betont, um eine Legitimation für die Entwicklung individualisierter Curricula und förderpädagogischer Maßnahmen zu entwickeln, andererseits bringt verstärkte Diagnostik Differenzen teils erst verschärft hervor und steht somit im Verdacht Exklusion bzw. Separation zu befördern. Dies soll demnach intensiv auch hinsichtlich der eigenen Rolle als Lehrkraft für sonderpädagogische Förderung diskutiert und reflektiert werden. Perspektivisch werden dazu Möglichkeiten einer engen Verschränkung von Diagnostik und Didaktik im Formen einer lernprozessbegleitenden Diagnostik aufgezeigt werden.

Zum Ende des Seminars sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer somit einen fundierten Überblick über theoretische wie auch handlungsorientierte Konzepte sonderpädagogischer Diagnostik erhalten haben, die helfen professionelles Handeln zu unterstützen und zu einer kritischen Haltung gegenüber dem pädagogisch Wünschenswerten und dem schulsystemisch Geforderten zu ermöglichen.

Requirements for participation, required level

Master of Education: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Education - Erziehungswissenschaft Integrierte Sonderpädagogik mit dem Berufsziel Lehramt für sonderpädagogische Förderung im WiSe 2021/22

Es werden grundlegende Kenntnisse zu Aspekten pädagogischer Diagnostik, wie diese Modul "Diagnose und Förderung" (BiWi-11 bzw. BiWi-4) im Rahmen des BA-Bildungswissenschafen erworben werden, vorausgesetzt.

Bibliography

Eine umfassende Liste mit Hinweise zur Grundlagenliteratur erhalten Sie zu Beginn des Seminars in der ersten Veranstaltung. Darüber hinaus werden im Seminarplan ein- und weiterführende Text zu den entsprechenden Thematiken ausgewiesen, die zur Vor- und Nachbereitung der einzelnen Sitzungen genutzt werden sollen. Diese Texte sowie weitere Materialien zur Veranstaltung werden Ihnen im Lernraum der bereitgestellt werden.

Teaching staff

Dates ( Calendar view )

Frequency Weekday Time Format / Place Period  

Show passed dates >>

Subject assignments

Module Course Requirements  
25-ISP3 Diagnostik und Förderplanung E1: Einführung in die (sonder)pädagogische Diagnostik Study requirement
Student information

The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.


Anforderung zur Studienleistung:
Ausgehend von einer beispielhaften Fallbeschreibung soll vor dem Hintergrund eines Erklärungsmodells die Skizze eines diagnostischen Prozesses fiktiv entworfen werden, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Ausgangshypothesen, so-wie begründeten Auswahlentscheidungen hinsichtlich des methodischen Vorgehens liegen soll. Abgabe der Skizze ist der 14.02.2020. Nähere Informationen hierzu erfolgen im Seminar.

E-Learning Space

A corresponding course offer for this course already exists in the e-learning system. Teaching staff can store materials relating to teaching courses there:

Registered number: 130
This is the number of students having stored the course in their timetable. In brackets, you see the number of users registered via guest accounts.
eKVV participant management:
eKVV participant management is used for this course.
Show details
Address:
WS2021_250282@ekvv.uni-bielefeld.de
This address can be used by teaching staff, their secretary's offices as well as the individuals in charge of course data maintenance to send emails to the course participants. IMPORTANT: All sent emails must be activated. Wait for the activation email and follow the instructions given there.
If the reference number is used for several courses in the course of the semester, use the following alternative address to reach the participants of exactly this: VST_293258665@ekvv.uni-bielefeld.de
Coverage:
56 Students to be reached directly via email
Notes:
Additional notes on the electronic mailing lists
Email archive
Number of entries 0
Open email archive
Last update basic details/teaching staff:
Wednesday, October 13, 2021 
Last update times:
Sunday, July 11, 2021 
Last update rooms:
Sunday, July 11, 2021 
Type(s) / SWS (hours per week per semester)
S / 2
Department
Faculty of Educational Science
Questions or corrections?
Questions or correction requests for this course?
Planning support
Clashing dates for this course
Links to this course
If you want to set links to this course page, please use one of the following links. Do not use the link shown in your browser!
The following link includes the course ID and is always unique:
https://ekvv.uni-bielefeld.de/kvv_publ/publ/vd?id=293258665
Send page to mobile
Click to open QR code
Scan QR code: Enlarge QR code
ID
293258665