Formale Organisationen sind ein Signum der modernen Gesellschaft. In Form von Unternehmen, Verwaltungen, Parteien, Schulen, Vereinen u.v.m. sind sie allgegenwärtig (C. Perrow, U. Schimank). In Deutschland soll es A. Franzen und K. Botzen allein 555.000 Vereine geben! Gleichwohl ist es bemerkenswert, dass die meisten Organisationen, v.a. Unternehmen, in der Regel nur von kurzer Dauer sind (A. Stinchcombe, M. Hannan u.a.). Nicht zuletzt die Präferenz der Organisationsforschung für Bürokratien und komplexe Großunternehmen hat dazu beigetragen, dass diese relative Kurzlebigkeit geringen Niederschlag in der (soziologischen) Organisationstheorie gefunden hat.
Der Kurs hat daher zwei inhaltliche Schwerpunkte: Erstens werden wir die historische Entstehung von formalen Organisationen als besonderer und heute ubiquitärer Strukturform von Sozialität diskutieren. Zweitens werden wir die Frage bearbeiten, unter welchen Voraussetzungen sich Neugründungen formaler Organisationen zu „going concerns“ (E. Hughes) entwickeln, d.h. zu sozialen Gebilden, die ihre eigene Fortsetzung sicherstellen können.
Didaktisch ist das Seminar als Schreibwerkstatt konzipiert. Neben den beiden inhaltlichen Schwerpunkten werden wir uns somit intensiv mit Gütekriterien, Konzepten, „tricks“ (H. Becker) und Problemen wissenschaftlichen Schreibens auseinandersetzen. Dafür dienen uns vor allem eigene, im Verlauf des Kurses geschriebene Texte. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer stellt daher im letzten Drittel des Kurses schriftlich eine eigene These zu einem der inhaltlichen Seminarschwerpunkte vor, entweder in Form eines Essays (für eine Studienleistung) oder eines Fachartikels (eher bekannt als „Hausarbeit“ für die Erlangung der maximal möglichen Leistungspunkte).
Das Ziel ist, dass Sie Ihre Texte problemorientiert, anschaulich und argumentativ schreiben. Die Texte werden im Rahmen gemeinsamer Redaktionssitzungen besprochen. Um eine intensive Betreuung und wechselseitige Beratung zu gewährleisten, ist die Zahl der Teilnehmenden begrenzt.
Notwendige Teilnahmevoraussetzungen:
- Grundkenntnisse in Allgemeiner Soziologie
- Grundkenntnisse der Organisationssoziologie
- die Bereitschaft, eine eigene These zu einem dem Seminarschwerpunkte in Form eines fachwissenschaftlichen Aufsatzes zur Diskussion zu stellen (entweder als Essay, als Exposé oder als Fachartikel)
Empfohlene Teilnahmevoraussetzungen:
- Lesebereitschaft
- Diskussionsfreude
- Aufgeschlossenheit für die Argumente anderer
- Argumentationstheoretische Grundkenntnisse
Platzvergabeverfahren:
Das Seminar ist aus didaktischen Gründen teilnahmebeschränkt. Plätze werden grundsätzlich nur an Kommilitoninnen und Kommilitonen vergeben, die bis zum 05.10.2012 eine gut geschriebene und durchgearbeitete, formal fehlerfreie Rezension zu dem Buch „Becker, Howard S. 2000. Die Kunst des professionellen Schreibens. Ein Leitfaden für die Geistes- und Sozialwissenschaften. 2. Aufl. Frankfurt am Main/New York: Campus“ einreichen, das ich gleichzeitig zur Anschaffung empfehle.
Bitte schicken Sie mir Ihre Rezension als PDF (!) an thomas.hoebel@uni-bielefeld.de.
Falls Sie keine Rezension einreichen (oder nicht fristgerecht), können Sie leider nicht am Kurs teilnehmen. Ebenso behalte ich mir vor, Studierende, deren Texte nicht den Mindestanforderungen an eine Rezension sowie nicht orthografischen und grammatischen Regeln entsprechen, nicht zum Kurs zuzulassen.
Eine Hilfestellung zur Frage, welche Anforderungen mit dem Schreiben von Rezensionen verbunden sind, finden Sie auf den Internetseiten des Arbeitsbereichs Organisationssoziologie: http://www.uni-bielefeld.de/soz/forschung/orgsoz/wap.html.
A // Schreiben wissenschaftlicher Texte
Becker, Howard S. 2000. Die Kunst des professionellen Schreibens. Ein Leitfaden für die Geistes- und Sozialwissenschaften. 2. Aufl. Frankfurt am Main; New York: Campus.
Groebner, Valentin. 2012. Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung. Konstanz: Konstanz University Press.
B // Historisch-soziologische Organisationsforschung
Perrow, Charles. 2002. Organizing America. Wealth, Power, and the Origins of Corporate Capitalism. Princeton: Princeton University Press.
Türk, Klaus, Michael Bruch, und Thomas Lemke. 2006. Organisation in der modernen Gesellschaft. Eine historische Einführung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
C // „Existenzfähige Organisationen“
Martin, John L. 2009. Social Structures. Princeton: Princeton University Press.
Ruef, Martin. 2010. The Entrepreneurial Group. Social Identities, Relations, and Collective Action. Princeton: Princeton University Press.
Stinchcombe, Arthur L. 1965. „Social Structure and Organizations“. S. 142–193 in Handbook of Organizations, herausgegeben von James G. March. Chicago: Rand McNally.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M6a Organisationssoziologie a | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M6b Organisationssoziologie b | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M6c Organisationssoziologie c | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.2; H.S.3 | scheinfähig | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.3 (DPO02) | |||||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 2.1 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) | ||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 2.2 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Das Seminar ist, der Titel zeigt es an, als Schreibwerkstatt angelegt und basiert daher nicht nur auf dem Lesen und Diskutieren einschlägiger Fachtexte, sondern auch auf dem Schreiben eigener wissenschaftlicher Texte. Neben regelmäßiger körperlicher und geistiger Anwesenheit, der Lektüre der erforderlichen Literatur zu jeder Sitzung und kleineren Schreibübungen verfassen daher
alle, die die minimale Zahl möglicher Leistungspunkte erhalten möchten, ein Essay oder ein Forschungsexposé (ggf. mit Blick auf eine Abschlussarbeit) – und
alle, die die maximale Zahl möglicher Leistungspunkte erhalten möchten, einen Fachartikel, gerne auch „Hausarbeit“ genannt. (Sie brauchen somit kein zusätzliches Essay oder Exposé zu schreiben.)
Die Texte werden während der Vorlesungszeit verfasst und im Seminar besprochen.