230432 Grandiose Gefühle. Konzepte des Erhabenen und ihre filmischen Realisationen (S) (SoSe 2016)

Das Erhabene als neuronal-physiologisch und psychologisch moduliertes Modell für grandiose Emotionen ist seit Burke fester Teil der Ästhetischen Theorie. Kant hat diese empirische Exposition transzendentalphilosophisch gewendet und in die Dichotomie des Mathematisch-Erhabenen und des Dynamisch-Erhabenen entfaltet. Im einen regiert die schiere Größe, im anderen Fall die Natur als eine Macht, die uns auszulöschen droht, wären wir nicht in Sicherheit. Beides generiert das Kino als Dispositiv einer artifiziellen Erfahrung, indem es sinnlich evident vorführt, woran die Vorstellungskraft scheitert. Aber in der Bewältigung dieses Scheiterns erhebt sich das Subjekt eben über die erfahrene Kleinheit, weil es das Große denken kann. Lyotard hat diese Überhebung des erhaben empfindenden Subjekts als Selbstbemächtigung gedeutet, welche die Naturerfahrung auslösche. Eben darum gilt sein Interesse am Erhabenen nur der abstrakten, ja formlosen Malerei oder Lichtinstallation. Wir werden im Seminar aber sehen, warum gerade das Massenmedium Film geeignet ist, die Kategorien und die Konzepte des Erhabenen, die dem 18. Jahrhundert entstammen, für die heutige Zeit wieder nutzbar zu machen. Dazu dienen insbesondere Massendarstellungen im Film - und das Genre Science-Fiction-Filme in seinen ambitionierten Varianten.

Literaturangaben

• Literatur wird über Stud-IP und Handapparat zur Verfügung gestellt.
Zur Einführung:
Heinz-Peter Preußer: Grandiose Gefühle. Konzepte des Erhabenen und ihre filmischen Realisationen. Burke – Kant – Lyotard etc. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 63 (2015), Heft 1. Schwerpunkt: Das Erhabene im Film. Hg. von Andrea Marlen Esser, S. 152–189.
Ausführlicher:
Jihae Chung: Das Erhabene im Kinofilm. Ästhetik eines gemischten Gefühls. Marburg: Schüren 2016.