Maritime Räume gelten in der europäischen Kulturgeschichte als Räume, die offenkundig anders sind als der feste Raum des Landes. Ein Schiff, das auf dem Meer fährt, hinterlässt keine Spuren. So lautet ein bekannter Topos. Auf dem Meer lassen sich angeblich keine Institutionen errichten, keine Nationalstaaten, kein Rechtssystem. Und dennoch gibt es gerade heute sehr viele Spuren menschlicher Aktivitäten im Meer: Die fortschreitende Klimakatastrophe führt zu Korallenbleichen und ganze Ökosysteme sterben aus, die Meeresspiegel steigen an, die Polkappen schmelzen, es gibt gigantische Ansammlungen von Plastikpartikeln im Meer. Vor allem sind es also heute auch Fragen der Ökologie, die aufkommen, wenn sich Künstler*innen mit dem Meer beschäftigen. Im Seminar werden wir fragen, wie zeitgenössische Künstler*innen Wege finden, das Meer und seine Ökologien überhaupt darzustellen. Das Meer ist von schier unendlicher Weite: Wie kann man es dann überhaupt zum Bild machen? Lässt sich das Meer z.B. filmen, wie anhand des Filmes „The Forgotten Space“ von Allan Sekula zu fragen ist? Welche Rolle spielen Sensortechniken, etwa mit Sensoren ausgestattete Bojen, die die Wege der Mikroplastikpartikel im Meer aufzeichnen. Hier geht es um Formen des technikgestützten Sensing. Aber gibt es auch Möglichkeiten, das Meer zu „spüren“, also die menschlichen Sinne auszurichten auf all die Kleinstlebewesen und vielleicht sogar auf die undurchschaubaren Zusammenhänge, die in Ökosystemen eine Rolle spielen?
Bei Ökologien geht es immer auch um die Frage, wie ein Organismus mit seiner Umwelt in einem Verhältnis steht. Weil das Meer ganz offenkundig eine andere Umwelt oder ein anderes Milieu bietet als die mit Luft gefüllte Atmosphäre, in der Menschen sich für gewöhnlich bewegen, war es deswegen schon früh gerade aufgrund seiner Fremdheit bevorzugter Ort, um ein Wissen vom Zusammenspiel zwischen Organismus und Umwelt zu befördern.
In den Seminarsitzungen werden wir uns immer zunächst eingehend mit einer künstlerischen Arbeit beschäftigen (Allan Sekula, Ursula Biemann, Lucien Castaing Taylor/Véréna Paravel, Sonia Levy, Territorial Agency etc.), sie eingehend beschreiben und Analysemöglichkeiten erörtern. Im zweiten Schritt werden wir uns zudem kulturhistorischen Fragen zur maritimen Ökologie zuwenden (wie etwa der Aquaristik, dem Walfang, der Fortpflanzung von Korallen oder auch der Aufzeichnung von Meeresströmungen), um ein Verständnis davon zu bekommen, was überhaupt maritime Ökologien auszeichnet.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-BKG-HM Hauptmodul Bild- und Kunstgeschichte der Moderne
3.2.11,3.2.12 |
Seminar zur Bild- und Kunstgeschichte der Moderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-BKG-PFM Profil- und Forschungsmodul zur Vorbereitung der BA-Arbeit
3.2.11,3.2.12 |
Seminar (Vormoderne oder Moderne) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: